Ich bin dagegen

Ich bin dagegen: Predigt über den Propheten Micha aus 1. Könige 22 mit Vorgeschichte

Jugendgottesdienst X-Point, , , Evangelisch-freikirchliche Gemeinde Leichlingen, mehr...

1. Teil

Heute möchte ich mit Euch einen Propheten namens Micha betrachten, der in der Bibel nur in 2 Kapiteln vorkommt. Es ist nicht der Micha mit dem eigenen Buch in der Bibel sondern ein anderer Micha. In der ersten Hälfte geht es um die Vorgeschichte vor Micha.

Die schwierige Zeit

Er lebte in einer schwierigen Zeit, weil der König Ahab, der zu seiner Zeit an der Macht war, ziemlich gottlos war.

Am Anfang wurde Ahab so beschrieben (1. Könige 16, 30-33):

„30 Und Ahab, der Sohn Omris, tat, was böse war in den Augen des HERRN, mehr als alle, die vor ihm gewesen waren. 31 Und es geschah - war es zu wenig, daß er in den Sünden Jerobeams, des Sohnes Nebats, lebte? -, daß er Isebel, die Tochter Etbaals, des Königs der Sidonier, zur Frau nahm. Und er ging hin und diente dem Baal und warf sich vor ihm nieder. 32 Und er errichtete dem Baal einen Altar im Haus des Baal, das er in Samaria gebaut hatte. 33 Auch machte Ahab die Aschera. Und Ahab fuhr fort, den HERRN, den Gott Israels, zum Zorn zu reizen, mehr als alle Könige von Israel, die vor ihm gewesen waren.“

Ein paar Erklärungen dazu:

Sünden Jerobeams: Jerobeam war der erste König von Israel nach der Reichsteilung in Juda und Israel. In Juda herrschte Rehabeam, der Sohn Salomos, und in Israel Jerobeam. Nun hatte Jerobeam ein religiöses Problem: Jeder Jude sollte einmal im Jahr nach Jerusalem zum Opfern reisen und Jerusalem lag in Juda und nicht in Israel. Nun dachte Jerobeam: Wenn meine Einwohner jedes Jahr nach Jerusalem – also in Feindesland – reisen, dann wenden sie sich bestimmt wieder dem König von Juda zu und fallen von mir ab. Also hat er sich dann eine eigene Religion ausgedacht, mit vielen Parallelen zum jüdischen Glauben. Er stellte zwei Stierbilder auf und bezeichnete sie als die Götter, die Israel aus Ägypten geführt haben. Dazu berief er eigene Priester und hielt in eigenen Tempeln in Israel eigene Versammlungen ab.

Nun kann man sicherlich Verständnis für Jerobeams Situation haben, aber Gott hat ihm einen ähnlichen Segen wie David verheißen, wenn er Gott treu ist. Aber er hat seinem politischen Verstand mehr als Gott vertraut.

Kein israelitischer König ist mehr von Jerobeams Sünden – dieser falschen Religion – umgekehrt, wahrscheinlich, weil sie alle die selben Bedenken wie Jerobeam hatten. Deswegen hatte Israel immer heftige Probleme.

Baal: Ahab ging noch weit darüberhinaus. Zusätzlich zu Jerobeams Religion führte Ahab auch noch die Baals-Religion in Israel ein, eine ziemlich perverse Religion. Da wurden z.B. Babys geopfert, um diesen Gott Baal gütig zu stimmen.

Aschera: Außerdem ließ er ein Standbild der Göttin Aschera aufbauen, die mit einem Fruchtbarkeitskult zusammen hing. Dies förderte wahrscheinlich neben der Abgötterei obendrein auch noch die Ausübung von Ehebruch.

Isebel: Dazu hatte Ahab noch eine Frau Isebel, die Gottes Propheten sehr feindlich eingestellt war. Im Kapitel 18, 4 wird erwähnt, daß sie Gottes Propheten in Israel nahezu ausgerottet hat. Einige sind entkommen, aber viele sind dabei umgekommen.

Also ist es kein Wunder, daß Gott zornig war.

Alles in allem war es unter diesem König eine sehr schwere Zeit, besonders eben für Propheten.

Einige Propheten (100) wurden von Ahabs Palast-Hausmeister in Höhlen versteckt und mit Wasser und Brot versorgt. Andere werden sich wahrscheinlich anderswo versteckt haben, aber viele haben nicht überlebt, sonst würde in der Bibel nicht der Begriff „ausgerottet“ stehen. Wie Micha diese Zeit überlebt hat, steht nirgendwo, aber irgendwie hat er es, denn vom Alter her muß er zu dieser Zeit schon gelebt haben.

Wie sähe heute so eine schwierige Zeit aus?

Die Ausübung des Glaubens an Jesus wäre verboten. Jugendgottesdienste wie X-Point wären undenkbar. Prediger, die über Jesus sprechen, würden umgebracht werden. Es würde eine oder mehrere vom Staat verordnete Religionen geben. Man hätte wahrscheinlich sogar die Freiheit, sich selbst Religionen auszudenken.

Wenn Du Dir ein Standbild machen und das als Deinen Gott bezeichnen würdest, wäre das wohl kein Problem. Nur gegenüber Jesus gäbe es keinen Pardon.

Nun war Gottes Reden schon immer irgendwie störend, weil es ja die Wahrheit ist, und daher würde es wahrscheinlich auch heute – wenn wir so eine Zeit wie damals bei Ahab hätten – den Leuten, die es weitergeben, den Kopf kosten.

Nun muß man die Besonderheit bei den alttestamentlichen Propheten berücksichtigen, daß sie richtige Sprachrohre Gottes waren. Was die gesagt haben, war ja direktes Reden Gottes. Das ist ja heutzutage nicht mehr so. Im neuen Testament steht ja, „Prüft alles und das Gute behaltet.“ (1. Thess. 5, 21). Und das ist u.a. auch Euer Job als Zuhörer, denn der Prediger könnte Fehler machen. Bei den alttestamentlichen Propheten war das nicht der Fall. Was von denen kam, war Gottes Wort und da gab es nichts zu prüfen. Und diese hochkonzentrierte Wahrheit von Gott war sicherlich besonders schwer zu ertragen.

Aber spinnen wir einmal den Gedanken weiter, daß so ein Königspaar wie Ahab und Isebel heute hier bei uns herrschen würde.

Was würdet Ihr tun? Würdet Ihr Euch noch für Jesus interessieren, auch wenn es gefährlich ist? Würdet Ihr von Jesus weitersagen, auch wenn die Gefahr besteht, daß Ihr an einen Spitzel geratet, der Euch verrät? Wie wichtig ist Euch Euer Glaube? Wie viel seid Ihr bereit, dafür aufs Spiel zu setzen?

Mit Jesus zu leben muß nicht heißen, daß man kerngesund 100 Jahre alt wird. Schon in der Bibel sind Märtyrer beschrieben, die für Ihren Glauben an Jesus umgebracht wurden. Es gibt in 1. Korinther 15, 29 eine ganz schwierige Stelle, wo von Leuten die Rede ist, die sich für die Toten haben taufen lassen. Zu dieser Stelle gibt es bei bestimmten Glaubensrichtungen ganz dubiose Auslegungen. Ich denke, daß damit einfach gemeint ist, daß diese Leute nach der Taufe umgebracht wurden. In vielen Ländern der Welt kann einem das heute auch noch passieren, z.B. in einigen moslemischen Ländern, wenn ein ehemaliger Moslem durch die Taufe öffentlich seinen Glauben an Jesus bekennt. Bist Du gläubig und hast Dich noch nicht taufen lassen, weil Du irgendwie Angst hast?

Ich will jetzt mal ein bißchen zurückrudern, weil diese Art zu fragen auch irgendwie unfair ist. Ich denke, daß keiner von uns so richtig sagen kann, wie er sich in so einer Situation verhalten würde. Was würde ich z.B. tun, wenn man meine Kinder bedrohen würde? Ich bin schon sicher, daß Gott einem in so einer Situation besonders viel Kraft und Weisheit geben würde, aber letztendlich weiß keiner, wie er handeln würde. Und auch unsere Ängste, die wir in dieser heutigen, „leichteren“ Zeit haben, nimmt Jesus sehr ernst und wir können sie ihm bringen.

Ich wollte halt ein bißchen provozieren, um Euch bewußt zu machen, wie die Zeit damals war und wie es wäre, wenn wir so eine Zeit heute hätten.

Eine Wende in Ahabs Leben?

Wie ging es mit Ahab weiter? Er hatte verschiedene militärische Erfolge und wurde vom Propheten Elia und von anderen Propheten immer mal wieder auf Gott hingewiesen. Dies ist erstaunlich, weil die Propheten doch sehr gefährlich lebten, denn Ahabs Frau Isebel regierte immer noch mit.

Dann passiert folgendes: (1. Könige 21, 1-16 verkürzt lesend erzählen)

Das war natürlich ganz besonders mies.

Gott schickt darauf auch den Propheten Elia zu ihm: (1. Könige, 21, 17-26 verkürzt lesend erzählen)

Das ist eine ganz harte Strafe. Es scheint fast zu hart zu sein, da es sich auch auf Ahabs Nachkommenschaft bezieht. Aber ich denke, daß die Strafe auch deshalb so hart ist, weil Ahab als König auch in der öffentlichen Aufmerksamkeit steht und Gott daher ganz besonders klarstellen muß, daß Ahab falsch gehandelt hat.

Aber dann passiert etwas interessantes:

1. Könige 21, 27-29; lesen

Ahab unterwirft sich Gott. Eine Bekehrung? Kann so ein Typ umkehren? Was ändert sich nun in seinem Leben? Wie ändert sich die Situation im Land? Wird er mit der Verfolgung der Propheten aufhören? Was sagt Isebel dazu? Wann taucht endlich Micha auf? Mehr dazu im 2. Teil.

2.Teil

Tja, was hat sich nun geändert?

1. Könige 22, 1-6; lesend erzählen

Drei Jahre, nachdem sich Ahab gedemütigt hat, wird auf einmal wieder der Herr befragt. Und es gibt wieder 400 Propheten. Scheinbar hat Ahab zu Hause auf den Tisch gehauen und Isebel gezeigt, wo der Hammer hängt, so daß jetzt wieder Gott befragt wird.

Man muß hier allerdings festhalten, daß der Wunsch, Gott zu befragen, von Joschafat ausging und das war jemand, der Zeit seines Lebens nach Gottes Willen gefragt hat und Gott treu war.

Ahab hat wohl nichts dagegen, Gott zu befragen, aber von sich aus war er da anscheinend nicht so hinterher. Naja er nimmt halt Rücksicht auf Joschafat und es schadet ja auch nicht, wenn Gott unsere Pläne unterstützt.

Aber Joschafat reicht dies nicht: V.7;

„Aber Joschafat sagte: Ist hier kein Prophet des Herrn mehr, daß wir durch ihn [den HERRN] befragen?“

Noch einer? Da hat man schon 400 Propheten, die sich einig sind, daß das Unternehmen ein Erfolg wird, und das reicht noch nicht?

Warum Joschafat nach noch einem Propheten fragte, können wir nur vermuten. Vielleicht kam ihm das Glaubensleben von Ahab und seinen Propheten etwas eigenartig vor. Joschafat war ja ein geistlicher Mann und solche Leute haben oft ein Gespür, wenn etwas in dieser Hinsicht nicht stimmt.

Und es gibt auch noch einen und – ihr habt sicherlich alle schon darauf gewartet – dieser eine ist Micha. Und er schien ein interessanter Zeitgenosse gewesen zu sein, denn er wird von Ahab so beschrieben: (V.8)

„Einen Mann gibt es noch, durch den man den HERRN befragen könnte, aber ich hasse ihn, denn er weissagt nichts Gutes über mich, sondern [nur] Böses: [es ist] Micha, der Sohn des Jimla. Joschafat aber sagte: Der König spreche nicht so!“

Anscheinend mochte Ahab Micha nicht (V.9-12):

„9 Da rief der König von Israel (Ahab) einen Hofbeamten und sagte: Hole schnell Micha, den Sohn des Jimla! 10 Und der König von Israel und Joschafat, der König von Juda, saßen jeder auf seinem Thron, bekleidet mit königlichen Gewändern, auf einem freien Platz am Toreingang von Samaria. Und alle Propheten weissagten vor ihnen. 11 Und Zedekia, der Sohn des Kenaana, machte sich eiserne Hörner und sagte: So spricht der HERR: Mit denen wirst du die Aramäer niederstoßen, bis du sie vernichtet hast. 12 Ebenso weissagten alle Propheten, indem sie sagten: Zieh hinauf nach Ramot in Gilead und führe [Israel] zum Sieg! Der HERR hat es in die Hand des Königs gegeben.“

Man kann sagen, daß die Stimmung dort ziemlich gut war. Die Propheten waren überzeugt, daß Israel siegen wird. Es wäre ja auch doof, wenn jetzt jemand sagen würde: „Ich bin dagegen.“

Man übertrage das auf heute: Z.B. eine Jugendgruppe oder ein Jugendhauskreis überlegt sich, daß X-Point ja eine tolle Sache ist und beschließt: So etwas Ähnliches machen wir bei uns auch. Und ein Jugendgottesdienst kann auch wirklich eine segensreiche Sache sein, was sicherlich viele von Euch auch schon einmal erlebt haben, auch wenn so eine Aktion sehr viel Zeit, Kraft und Geld kosten kann. Also alle sind begeistert und glauben fest an den Erfolg, und da scheint wohl auch Gott von dieser Idee sehr angetan zu sein. Die damalige Situation ist nicht ganz vergleichbar mit so einer Situation heute, aber die Stimmung wird ähnlich gewesen sein.

Und dann steht einer auf, widerspricht und ist dagegen, weil er vielleicht denkt, daß so eine Veranstaltung eine Nummer zu groß ist oder er denkt vielleicht, daß man zu wenig Leute hat, oder er hat irgendeinen anderen Einwand. Es ist dann meist ziemlich egal, ob derjenige recht hat oder nicht, er macht sich mit seinen Einwänden wenig Freunde: „Jetzt sind wir alle so begeistert und einig und da muß doch wieder dieser Typ auftreten und alles madig machen.“

Vielleicht war Micha auch so einer: (V.13)

„Der Bote aber, der hingegangen war, Micha zu rufen, redete zu ihm und sagte: Sieh doch, die Worte der Propheten sind einstimmig gut für den König. Laß doch dein Wort sein wie das Wort eines von ihnen und rede Gutes!“

Komm Micha, jetzt sei doch mal nicht dagegen. Alle sind sich einig. Stimm' doch mal in das Gute mit ein und sei nicht immer so negativ.

Das möchte man ja manchen Leuten immer mal wieder sagen, oder? Die machen es einem manchmal so schwer.

Micha antwortet darauf, was er als Prophet antworten muß: (V.14)

„Micha aber sagte: So wahr der HERR lebt – nur, was der HERR mir sagen wird, das werde ich reden!“

Und dann wird er zu Ahab geführt: (V.15-16)

„15 Und als er zum König (Ahab) kam, sagte der König zu ihm: Micha, sollen wir nach Ramot in Gilead in den Kampf ziehen, oder sollen wir es lassen? Da sagte er zu ihm: Zieh hinauf und führe [Israel] zum Sieg! Denn der HERR hat es in die Hand des Königs gegeben. 16 Der König aber sagte zu ihm: Wievielmal muß ich dich beschwören, daß du im Namen des HERRN nichts zu mir redest als nur die Wahrheit?“

Dies ist irgendwie verblüffend. Micha stimmt in den Chor der anderen Propheten mit ein: Jucheeh, du wirst gewinnen. Witzigerweise ist Ahab damit unzufrieden. Anscheinend hat er von Micha etwas anderes erwartet. Manchmal ist man ja auch echt irritiert, wenn so ein „Ich-bin-dagegen“-Typ mal nicht dagegen ist, sondern zustimmt.

Michas Antwort: (V.17)

„17 Da sagte er (Micha): Ich sah ganz Israel auf den Bergen zerstreut wie Schafe , die keinen Hirten haben. Und der HERR sprach: Diese haben keinen Herrn, sie sollen in Frieden zurückkehren, jeder in sein Haus. 18 Da sagte der König von Israel zu Joschafat: Habe ich dir nicht gesagt, er weissagt nichts Gutes über mich, sondern [nur] Böses?“

Micha stört jetzt aber ganz massiv die gute Stimmung. Er sagt zum einen, daß Ahab sein Amt nicht vernünftig wahrnimmt, was daraufhin weist, daß die Umkehr von Ahab vor drei Jahren wohl doch nicht so tiefgehend war. Und indirekt sagt er hier auch, daß der Krieg gegen Aram Unsinn ist. Denn wenn alle Israeliten in ihre Häuser zurückkehren, dann sind auch keine Soldaten mehr da.

Ein wichtiger Unterschied zu den anderen Propheten ist hier auch, daß die anderen nur auf die Frage des Königs antworten, während Micha darüber hinausgeht und sagt, was Gott ihn sehen läßt. Und das ist halt nicht positiv. Die anderen Propheten scheinen so etwas nie zu sagen, sonst wäre Micha nicht einzige, der etwas Böses über Ahab sagt. Vielleicht liegt den anderen Propheten noch die Verfolgung in der Vergangenheit in den Knochen, so daß sie lieber jetzt vorsichtig sind.

Ich weiß nicht, ob Micha gerne immer der Störenfried war. Es gibt ja Leute, die stehen darauf, eine gute Stimmung zu zerstören, um halt im Mittelpunkt zu stehen. Ich glaube nicht, daß Micha auch so einer war. Ihm war wichtig, was Gott ihm gesagt hat, und dafür hat er in Kauf genommen, auch mal zu stören. Wenn man als Christ Jesus treu zu sein versucht, dann kann einem passieren, daß man die Einheit stört. Und das kann auch in der Jugendgruppe und in der Gemeinde passieren. Die angestrebte Einheit, die ja auch erstrebenswert ist, kann so verführerisch sein, daß man berechtigte Einwände am Liebsten ausblenden würde. Und da kann es sein, daß Jesus Menschen zeitweilig zu Störenfrieden beruft. Die sagen dann in die Atmosphäre der scheinbaren Einheit und Frieden: „Ich bin dagegen.“

Kommen wir zum Text zurück. Was steckt nun hinter dem Allen? (V.19-23)

19 Und Micha sprach: Darum höre das Wort des HERRN! Ich sah den HERRN auf seinem Thron sitzen, und das ganze Heer des Himmels stand um ihn, zu seiner Rechten und zu seiner Linken. 20 Und der HERR sprach: Wer will Ahab betören, daß er hinaufzieht und bei Ramot in Gilead fällt? Und der eine sagte dies, und der andere sagte das. 21 Da trat der Geist hervor und stellte sich vor den HERRN und sagte: Ich will ihn betören. Und der HERR sprach zu ihm: Womit? 22 Da sagte er: Ich will ausgehen und will ein Lügengeist sein im Mund aller seiner Propheten. Und er sprach: Du sollst ihn betören und wirst es auch können. Geh aus und mache es so! 23 Und nun, siehe, der HERR hat einen Lügengeist in den Mund all dieser deiner Propheten gegeben, denn der HERR hat Unheil über dich geredet.

Das sind harte Worte. Das würde bedeuten, daß Micha der einzige aller anwesenden Propheten war, der den Durchblick hatte. Er durfte hinter die Kulissen blicken. Stellt Euch mal vor, Ihr dürftet so hinter die Kulissen blicken. Ihr würdet erkennen, wie Gottes Plan in bestimmten Bereichen für die nähere Zukunft ist. Ihr würdet erkennen, warum manche Menschen so denken und handeln, wie sie es tun.

Manchmal gibt uns Gott an verschiedenen Punkten Einblick und bezieht uns in seine Pläne ein. Z.B. wurde Abraham vorher die Vernichtung von Sodom und Gomorra mitgeteilt, so daß er noch mit Gott handeln konnte. Wenn wir zu Jesus gehören, dann sind wir ja Gottes Kinder und genauso wie Vater oder Mutter ihre Kinder behutsam an ihren Plänen und Gedanken teilhaben lassen – so, wie es vom Alter der Kinder her paßt –, genauso läßt uns Gott als Vater behutsam an seinen Plänen teilhaben.

Dies ist natürlich manchmal eine sehr große Verantwortung, weil man dadurch auch Informationen erhält, die man weitersagen muß und damit macht man sich nicht immer Freunde.

Das sieht man auch hier im Text (V.24.25):

„24 Da trat Zedekia (einer der 400 Propheten), der Sohn des Kenaana, heran und schlug Micha auf die Backe und sprach: Auf welchem Weg ist [denn] der Geist des HERRN von mir gewichen, um mit dir zu reden? 25 Micha sagte: Siehe, du wirst es an jenem Tag sehen, wenn du von Zimmer zu Zimmer flüchtest, um dich zu verstecken.“

Für Zedekia war es nachher sicherlich sehr schmerzhaft zu sehen, daß Micha recht hatte (Zedekia wird später nicht mehr erwähnt).

Übertragen wir das mal auf heute: Wie hört sich das heute an, wenn man zu jemandem sagt: „Was Du sagst stimmt nicht, denn Du hast nicht den Geist Gottes.“ Das kann man irgendwie so nicht bringen.

Nun hatte es Micha in diesem Fall auch leichter, denn er hat von Gott genau gesagt bekommen, wie die Sachlage war.

Aber wie könne wir feststellen, ob etwas wirklich von Gott, ob eine Aussage wirklich stimmt, die jemand sagt? Nicht jeder, der sagt, er spricht in Gottes Namen, sagt die Wahrheit. Wenn jemand sagt, in 2 Jahren geht die Welt unter und in 3 Jahren steht sie noch, dann ist es einfach die Lüge zu erkennen. Aber wie ist es mit Aussagen darüber, ob etwas gut oder schlecht in Gottes Sinne ist? Wie können wir die Wahrheit erkennen? Wir müssen heute solche Aussagen anhand der Bibel prüfen und daran beurteilen, ob es vor Gott richtig ist oder nicht. Und das ist meistens nicht leicht.

Aber will man heute überhaupt prüfen? Es ist doch viel bequemer, wenn man einfach sich einfach nach der Mehrheit richtet. Wenn man hinterfragt oder strittige Meinungen äußert, dann stört man diese Einheit. Wie wichtig ist es für Euch, dazu zu gehören? Laßt Ihr Euch dafür verbiegen, um dazu zu gehören?

Es gibt ja unzählige Situationen, wo man sich als Christ outen sollte.

Z.B. in der Schule. Bekennt Ihr in der Schule Euren Glauben, wenn es im Religionsunterricht um Christentum geht? Oder in der Clique: Wenn es um das Thema Nr. 1 „Beziehungen“ geht, habt ihr biblische Ansichten und bekennt ihr sie auch vor Euren Freunden? Oder beteiligt Ihr Euch nicht an allem, weil Ihr manche Aktionen nicht mit Eurem Glauben vereinbaren könnt?

Bei solchen Situationen, von denen es unzählige gibt und in die man als Christ immer wieder hineingerät, scheint es noch relativ leicht zu sein zu erkennen, was richtig ist. Es ist oft nur schwer, es zu tun.

Schwieriger wird es, wenn man mit anderen Christen zu tun hat, oder mit Leuten, die sich Christen nennen. Micha hat ja hier nicht mit irgendwelchen Baalspriestern gestritten, sondern mit Leuten, die augenscheinlich Propheten wie er waren. Er hat zwischen wahr und falsch klar unterschieden und damit das Trennende in den Vordergrund gestellt, weil das Trennende entscheidend war. Allerdings war er sicherlich nicht der Meinung, daß er der einzige Prophet Gottes auf Erden war, aber im Vergleich zu den Propheten Ahabs war er der Meinung, daß er recht und die anderen unrecht haben, und das hat er offen gesagt.

Sollte man als Christ sich mit den Lehren anderer Konfessionen beschäftigen? Ist das sinnvoll? Hast Du das schon einmal gemacht? Ich habe so ein bißchen den Eindruck, daß man sich sowieso als Christ wenig mit anderen Konfessionen beschäftig, aber das es geradezu verpönt ist, zu sagen, das man einige Lehren einer anderen Konfession verkehrt findet.

Mir sind öfter Pastoren einer Konfession begegnet, die der Meinung waren, daß eine Bekehrung zu Jesus nicht nötig ist. Alle Menschen sind eh alle Kinder Gottes und kommen sowieso in den Himmel. Wie soll man damit umgehen? Andere Pastoren dieser Konfession, die ich kennenlernte, haben dagegen betont, daß man sich zu Jesus bekehren muß, um gerettet zu werden. Soll man diese Widersprüche in dieser Konfession einfach ignorieren und grundsätzlich alle Mitglieder dieser Konfession als Christen bezeichnen?

Es ist eine gewisse Angst vorhanden, sich mit anderen Lehren zu beschäftigen, und ich glaube, da steckt eine gewisse Unsicherheit dahinter. Wenn man andere hinterfragt, muß man sich und seine Ansichten auch selbst hinterfragen, und davor haben manche Angst. Lassen wir alles so, wie es ist und ändern am Besten nichts. Wahrheit? Was ist Wahrheit, wir sind doch alle nur auf dem Weg.

Wichtig: Ich möchte betonen, daß es keinesfalls die Hauptsache ist, sich mit anderen Kirchen und Konfessionen auseinander zu setzen. Viel wichtiger sind immer noch die Gemeinschaft mit Jesus, die Heiligung, der Kampf gegen die Sünde, das Zeugnis, das Bibelstudium, usw. Aber Lehren und Ansichten beurteilen zu können, kommt trotzdem in der Bibel immer wieder vor und gehört auch zu unserem Leben. Jesus hat sich z.B. öffentlich mit den Lehren der Pharisäer auseinandergesetzt und sie sogar öffentlich als falsch bezeichnet.

Wie ist das so bei Euch Jugendlichen? Spielt die Wahrheit eine Rolle? Oder zählt nur der Spaß und die Stimmung? Ist es egal, was man glaubt, Hauptsache, man ist irgendwie christlich? Gibt es jemand unter Euch, der konsequent vertritt, was Gott ihm klargemacht hat, auch wenn er dabei die Meinungen von anderen kritisiert? Kann es unter Euch Jugendlichen einen Micha geben?

Zurück zum Text:

Wie endet alles? (V.26.27)

„26 Da sagte der König von Israel (Ahab): Nimm Micha und führe ihn zurück zu Amon, dem Obersten der Stadt, und zu Joasch, dem Sohn des Königs, 27 und sage: So spricht der König: Setzt diesen ins Gefängnis und speist ihn mit Brot der Bedrängnis und mit Wasser der Bedrängnis, bis ich in Frieden zurückkomme! 28 Micha aber sagte: Wenn du je in Frieden zurückkehrst, [dann] hat der HERR nicht durch mich geredet! Und er sprach: Hört es, ihr Völker alle!“

Ahab glaubt ihm nicht und er kommt in diesem Krieg um. Micha behält recht. Leider ist es oft das Los der von Gott berufenen Störenfriede, daß man ihnen nicht glaubt. Das kann Euch auch passieren, wenn Ihr mit Jesus lebt. Ich wünsche Euch, daß Ihr so eine enge Beziehung zu Gott wie Micha bekommt, und daß Ihr auch bereit werdet, für Gottes Evangelium gegen den Strom der Zeit zu schwimmen und auch mal den Mut habt, zu sagen „Ich bin dagegen, denn das halte ich für falsch.“, auch wenn alle anderen das anders sehen.