Einleitung
Heute soll es einmal um ein Schlagwort gehen, daß schon eine gewisse Zeit ein Dauerbrenner ist:
Das „Burnout-Syndrom“.
Ich habe einmal ein bißchen im Internet darüber
recherchiert und es ist Wahnsinn, wieviel darüber schon
geschrieben wurde.
Und auch, wenn man in eine Suchmaschine etwas spezieller „Gemeinde
Christen Burnout Syndrom“ eingibt, erhält man eine Unmenge an
Links.
Es scheint also auch unter Christen ein weitverbreitetes Problem zu
sein.
Und da in unserer Gemeinde hin und wieder der Wunsch nach einer
Sabbatzeit aufkommt, könnte es auch für einige von uns ein Thema
sein.
Was ist nun das Burnout-Syndrom?
Es gibt zum Teil sehr verschiedene Definitionen, aber ich habe auf
http://www.hardtwaldklinik2.de/download/Burnout.pdf
eine interessante Kurzbeschreibung gefunden:
Trotz der Vielfalt der Definitionsversuche in der zum Teil sehr heterogenen Burnout-Forschung herrscht jedoch weitgehende Übereinstimmung, dass es das Erleben des Ausgebranntseins gibt. Es ist verbunden
- mit Gefühlen der Hilflosigkeit,
- mit Distanzierungswünschen gegenüber der Klientel,
- mit Kompetenzproblemen und dem Gefühl der Insuffizienz (Unvollkommenheit, den Ansprüchen nicht genügen können),
- mit schwindendem persönlichen Engagement,
- mit Zynismus und Dehumanisierung der Klientel gegenüber,
- mit depressivem Erleben,
- mit Erschöpfungsgefühlen und einer allgemeinen Arbeitsunlust.
Dabei wird Burnout als Prozess mit regelhaften Phasen verstanden. Die eingeschränkte Fähigkeit, die mit der Arbeit verbundenen Belastungen zu bewältigen, führt dazu, dass auch außerberufliche Bereiche wie persönliche Interessen, Familie und Freundeskreis von dieser malignen (unheilvollen) Entwicklung berührt werden.
Solche Symptome können auch durch organische Krankheiten wie Infektionen auftreten, meistens liegen dem aber keine organischen Ursachen zugrunde.
Das Burnout-Syndrom wurde früher meistens im
Zusammenhang mit Führungskräften gesehen, die 16 Stunden am Tag
arbeiten und dann irgendwann nicht mehr können.
Aber das Burnout-Syndrom tritt inzwischen bei allen Berufsgruppen
auf.
Wenn solche Symptome bei einer Gemeindearbeit
auftreten, dann ist das schon sehr bedenklich. Wenn ich zum
Beispiel die Teenie-Gruppe mit einem Burnout-Syndrom leiten würde,
dann wäre die Arbeit von vorne herein zum Scheitern
verurteilt.
Was wäre das für ein Christsein, das ich vorleben würde? Immer
genervt sein, immer nur aus Pflichtgefühl ein Thema halten, das
wäre mega-ätzend.
Dann könnte ich direkt aufhören.
Aber wie sieht das bei uns aus? Gibt es bei uns in der Gemeinde auch das Burnout-Syndrom?
Wie gehen wir persönlich damit um, und wie begegnen wir Leuten, die darunter zu leiden scheinen?
Ich möchte mich diesen Fragen nicht psychologisch-medizinisch nähern – unter anderm, weil ich da keine Ahnung von habe ;-) – sondern ich möchte mich diesen Fragen mit Beispielen von der Bibel her nähern.
Burnout durch falsches Lastentragen
Jesus sagt in Matthäus 11, 28-30:
Erschöpfungsgefühle dürften ja dabei nicht aufkommen, weil wir ja anscheinend die Ruhe finden, die wir brauchen, wenn wir Jesus' Joch auf uns nehmen. Das Joch auf uns nehmen bedeutet ja unter anderem, daß wir uns zur Arbeit für Jesus einspannen lassen. Und Ausdrücke wie „Ruhe finden für eure Seelen“, „leichte Last“ sind ja im Gegensatz zu „Erschöpfungsgefühlen und allgemeiner Arbeitsunlust“ sehr positiv.
Ich will es mir jetzt nicht so leicht machen und einfach sagen: „Komm zu Jesus und alles wird gut.“
Aber Burnout ist meistens das Ergebnis eines längeren falschen
Lebens. Wenn man sich aber unter das Joch von Jesus spannen läßt,
dann macht man sich auf den richtigen Weg.
Ich glaube auch, das es verschiedene Ebenen dieses
Joch-auf-sich-nehmens gibt.
Zum ersten ist es das grundsätzliche Joch, wenn man sein Leben Jesus gibt. Nur so kann man überhaupt damit beginnen.
Die nächste Ebene liegt in der Art, wie man einen Dienst, z.B. in der Gemeinde, macht. Will man so dienen, wie Jesus gedient hat? In diesem Fall müßte doch der Dienst sanft und leicht sein, wie der obige Text es sagt. Es ist ein bißchen vereinfacht, aber im Prinzip müßte es doch so sein, oder?
Die letzte Ebene ist das alltägliche Leben, wo es für uns gut ist, uns unter Jesu Joch nehmen zu lassen. Gerade der Alltag soll doch nur eine leichte Last sein.
Ich bin mir bewußt, daß man die komplizierten Schwierigkeiten
des Lebens nicht einfach so mit ein paar Sätzen lösen kann.
Aber ich denke schon, daß das richtige Verstehen und Ausleben des
obigen Textes einem helfen wird, nicht auf ein Burnout-Syndrom hin
zu leben.
Ich möchte im folgenden ein bißchen mehr ins Detail gehen.
Die Hauptursache für einen Burnout ist sicherlich, daß man zu viele oder die falschen Aufgaben hat.
Überlastung
Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die Begegnung von Mose mit seinem Schwiegervater:
2. Mose 18, 13;
Wenn du dieses tust und Gott es dir gebietet, so wirst du bestehen können, und auch dieses ganze Volk wird in Frieden an seinen Ort kommen.
Und Mose hörte auf die Stimme seines Schwiegervaters und tat alles, was er gesagt hatte.
Und Mose wählte tüchtige Männer aus ganz Israel und setzte sie zu Häuptern über das Volk: Oberste über tausend, Oberste über hundert, Oberste über fünfzig und Oberste über zehn. Und sie richteten das Volk zu aller Zeit: die schwierige Sache brachten sie vor Mose, und jede kleine Sache richteten sie selbst.
Und Mose ließ seinen Schwiegervater ziehen, und er zog hin in sein Land.
Mose hat sich von seinem Schwiegervater einige Sachen sagen lassen:
- „Die Sache ist zu schwer für Dich.“
- „Gib Aufgaben ab.“
Mose war schon besonders mit Weisheit begabt, aber war nicht der einzige mit Weisheit.
Kannst Du Aufgaben delegieren oder ganz abgeben, wenn Du keine Zeit dazu hast?
Kannst Du Verantwortung, die Du bisher alleine getragen hast, mit anderen teilen?
Wenn sein Schwiegervater Mose vor dem „Erschlaffen“ warnt, dann ist damit sicherlich etwas dem Burnout vergleichbares gemeint.
Und Mose hat ja auf seinen Schwiegervater gehört und er ist nicht an einem Burnout geendet.
Aber auch im neuen Testament findet man praktische Hinweise, wie man dem Burnout vorbeugt.
Markus 1, 35-39;
Und er spricht zu ihnen: Laßt uns anderswohin in die nächsten Flecken gehen, auf daß ich auch daselbst predige; denn dazu bin ich ausgegangen.
Und er predigte in ihren Synagogen in ganz Galiläa und trieb die Dämonen aus.
Jesus hatte damals vor seiner Auferstehung dasselbe Problem wie wir, nämlich nur an einem Ort zur gleichen Zeit sein zu können.
Bei seinem Auftrag scheint eine Überlastung doch zwangsläufig zu sein, oder?
- Er nimmt sich viel Zeit zum Gebet, obwohl sehr viele Leute seine Hilfe wollen.
- Er sieht seine Möglichkeiten realistisch und läßt viele Leute ohne seine Hilfe zurück, um das zu tun, wovon er von Gott beauftragt wurde.
Wenn man das so formuliert, dann hört sich das ganz schön hart an, aber es ist, wie es ist.
Jesus hat das Problem der Überlastung auch für seine Jünger gesehen:
Matthäus 9,36;
Volksmengen und dann nur 12 Jünger, das können die gar nicht schaffen, das müssen die auch gar nicht schaffen.
Bei der großen Ernte gibt es zwei falsche Lösungen: 1. Die Ernte zu ignorieren oder 2. alles selber machen zu wollen.
Für 1. ist es klar, daß es falsch ist, aber für 2. scheint es doch oft so zu sein: „Wenn ich es nicht mache, macht es keiner.“ Oder: „Wer soll es denn sonst machen?“
Was passiert denn, wenn Aufgaben liegen bleiben?
Eigentlich hat ja dann der Herr der Ernte einen Fehler gemacht,
oder?
Bitten wir den Herrn der Ernte auch wirklich um Arbeiter?
Oder denken wir: Bei so einer kleinen Gemeinde und so vielen
Aufgaben, da kann ja gar keiner mehr für einen Dienst frei sein,
also mache ich es alleine, damit es halt gemacht wird.
Man muß auch an eines denken: Wenn eine Aufgabe durch jemanden belegt ist, der sie vielleicht allein aus Pflichtgefühl ausübt, dann kommt ein Berufener vielleicht gar nicht auf die Idee, sie in Betracht zu ziehen.
Durchhalten
Ich möchte aber eines betonen: Pflichtbewußtsein ist an sich etwa gutes. Jeder Christ hat Pflichten z.B. gegenüber seiner Familie, seinem Arbeitgeber, seiner Gemeinde, seinen Freunden, usw. und diese sollte er auch wahrnehmen. Aber es gibt sicherlich häufig den Fall, wo man sich zu viele Aufgaben aufbürdet, und wenn man diese nur noch aus Pflichtbewußtsein ausübt, dann wird das den Aufgaben nicht gerecht. Dann ist es auch sinnvoll, Aufgaben abzugeben.
Dies soll keinem Spaßchristentum das Wort reden. Man kann auch in Aufgaben, in die man berufen ist, Tiefpunkte und Durchhänger haben.
Im neuen Testament sind an verschiedenen Punkten Tiefpunkte beschrieben:
Z.B. in Philipper 2, 27-28; schreibt Paulus:
Hier ist es Traurigkeit, wegen drohenden Verlustes eines Freundes.
Oder in 2. Timotheus 1,15 schreibt Paulus:
Einsamkeit, die einem auch passieren kann, wenn man treu im Dienst steht. Das heißt nicht unbedingt, daß der Dienst falsch war.
Dann Apostelgeschichte 16, 22-25;
Auch das kann einem passieren. Aber trotzdem konnten sie nach einer gewissen Zeit um Mitternacht wieder beten und lobsingen.
Wenn man also von Gott in einen Dienst berufen ist, dann kann man trotzdem auch an Tiefpunkte kommen und vielleicht auch mal Durchhänger haben.
Es gibt aber auch ein
Falsches Durchhalten
Kann es das geben? In der Bibel steht doch in 1. Korinther 4, 1-2:
Also Durchhalten um jeden Preis ? Ist das mit dieser Treue gemeint?
Einmal Sonntagsschule, ein Leben lang Dienst in der Sonntagsschule?
Interessanterweise war es bei Jesus anders. Er hat eine Zeitlang in einem Ort gepredigt und ist dann in einen anderen Ort gezogen, obwohl in dem Ersteren noch Bedarf war.
Paulus blieb eine Zeitlang an einem Ort, baute eine Gemeinde auf und zog dann weiter. Er schreibt in Römer 15, 20;
Er hat seine Arbeit immer nur für einen gewissen Zeitabschnitt in einem Ort gesehen.
Sicherlich gibt es auch Fälle in der Bibel, wo Leute eine lange Zeit an einem Ort waren, z.B. die Apostel in Jerusalem.
Aber ein weiteres Beispiel ist Philippus, der erst in Apg. 6, 5
als Armenpfleger berufen wurde und ab Apg. 8, 5 als Evangelist
tätig war. Er wurde allerdings von Gott anscheinend ein bißchen in
diesen Dienst geschubst, weil in Apg. 8, 1 durch eine Verfolgung
viele aus Jerusalem vertrieben wurden und dann anfingen, das
Evangelium zu verkündigen.
Als gute Deutsche denken wir sicherlich, na ja erst Armenpfleger,
dann Evangelist, der Philippus wurde von Gott befördert.
Aber ich sehe das eher so, daß Philippus erst eine Zeit als Armenpfleger und dann als Evangelist gearbeitet hat. Vielleicht hat er im Alter wieder etwas anderes gemacht.
Wir brauchen keine Angst zu haben, mal etwas anderes als bisher zu machen. Und wir brauchen auch keine Angst zu haben, daß alles zusammenbricht, wenn wir aufhören. Es geht auch ohne uns.
Aus Matthäus 11, 29 habe ich vorhin zitiert:
Zur Demut gehört auch, seine eigene Wichtigkeit richtig
einzuordnen. Man ist nicht unentbehrlich und man darf nicht in die
Falle gehen, daß man den Wunsch, gebraucht zu werden, mit einer
Berufung verwechselt.
Manchen fällt es auch einfach schwer zu verkraften, daß eine Arbeit
auch ohne sie weiter geht und Frucht bringt.
Wir brauchen auch keine Angst zu haben, wenn jemand, der jahrelang einen Dienst gemacht hat, diesen beendet und etwas anderes macht.
In der Praxis sollte man natürlich fair gegenüber seinen Mitarbeitern sein und nicht von heute auf morgen aufhören. Man kann sein Aufhören ja für rechtzeitig ankündigen, so daß sich die anderen darauf einstellen können. Und man sollte es demjenigen auch nicht übelnehmen.
Ich möchte betonen, daß ich bei dieser Predigt keine konkreten Personen vor Augen habe. Das hört sich vielleicht so an, das ist aber wirklich nicht so. Eine Predigt auf einzelne Personen zuzuschneiden, davon halte ich sowieso nichts. Ich vertraue darauf, daß Jesus einzelne an den Punkten anspricht, die sie betreffen.
Zusammenfassung
Und nun kommen wir zurück zu Matth. 9, 36;
Wenn ein Dienst als notwendig gesehen wird, dann müssen wir uns an den Chef der Gemeinde wenden, an Jesus und er muß für Leute sorgen. Das kann natürlich auch bedeuten, daß er den Bittenden selber beruft, muß es aber nicht. Ich bin nicht so der große Beter, aber diese ganze Thematik „Überlastung“ läuft irgendwie auf diesen Vers hinaus.
Wenn Jesus Leute beruft und diese sich unter sein Joch spannen lassen, dann kann es zwar Tiefpunkte und hin und wieder einmal Hänger geben, aber ein Burnout sollte es nicht geben.
Selbstverständlich sollte man, wenn man sich fertig fühlt, das Gespräch mit einem Mitchristen suchen und dadurch mit ihm die Last teilen und sie im Gebet zu Jesus bringen. Es ist immer richtig, Probleme gemeinsam bei Jesus abzuladen.
Matth. 9, 36;
AMEN