Leichlingen, 17.9.06 

Der unbekannte Gott 

Einführung

Ich möchte sie mit nach Athen nehmen, auf eine der Reisen eines Mannes, der Paulus hieß. Er wartete dort auf zwei Freunde: 

Apostelgeschichte 17, 16-21 

Während Paulus nun in Athen auf die beiden wartete, sah er sich in der Stadt um. Empört und erschüttert stellte er fest, daß ihre Straßen von zahllosen Götterstatuen gesäumt waren, und er begann mit den Leuten Gespräche zu führen. In der Synagoge redete er mit den Juden und mit denen, die sich zur jüdischen Gemeinde hielten, und auf dem Marktplatz unterhielt er sich Tag für Tag mit denen, die er dort antraf. 

Dabei kam es auch zu Diskussionen mit epikureischen und stoischen Philosophen. Einigen von ihnen spotteten: „Was will eigentlich dieser sonderbare Vogel mit seinen aufgepickten Weisheiten? Glaubt er, er könne uns etwas beibringen?“ Andere meinten: „Es scheint, als wolle er Propaganda für irgendwelche fremden Götter  machen.“ Zu diesem Schluß kamen sie, weil sie Paulus, als das Evangelium verkündete, von Jesus und von der Auferstehung reden hörten.

Schließlich nahmen sie Paulus in ihre Mitte und führten ihn vor den Areopag, den Stadtrat von Athen. „Dürfen wir erfahren, was das für eine neue Lehre ist, die du da vertrittst?“, sagten sie. „Du redest über Dinge, die uns bisher noch nie zu Ohren gekommen sind, und es würde uns interessieren, worum es dabei eigentlich geht.“ (Man muß dazu wissen, daß sich sämtliche Einwohner Athens und sogar die fremden, die sich nur vorübergehend in dieser Stadt aufhalten, ihre Zeit am liebsten damit vertreiben, stets das Allerneueste in Erfahrung zu bringen und es weiterzuerzählen.) 

Athen und Leichlingen

Ich möchte nun das damalige Athen zuerst ein bißchen mit unserem heutigen Leichlingen vergleichen.
Natürlich ist auch das heutige Leichlingen nicht ganz so eine Weltstadt, wie es Athen damals war, aber trotzdem ist es hier sehr schön.  ;-)

Wie sah dieses Athen damals aus? Die Straßen waren von zahllosen Götterstatuen gesäumt. Hier eine Statue, da ein kleiner Tempel.
Es gab viele offizielle Götter, von denen sich die Leute ihre Lieblingsgötter heraussuchten und verehrten. Andere Religionen wurden auch mehr oder weniger toleriert. Man konnte sogar fast von Religionsfreiheit reden und das war zur damaligen Zeit eher ungewöhnlich.

Religionsfreiheit haben wir heute hier auch und das ist ein sehr hohes Gut.
In vielen anderen Ländern haben die Einwohner nicht die Wahl, ihren Glauben frei wählen zu dürfen.

Allerdings hält man heutzutage hier bei uns seinen Glauben eher privat.
Bei vielen Konversationen vermeidet man ja die bösen Drei, über die man nicht sprechen darf: Geld, Politik und Glaube.

Man kann sich das ja abgekürzt, GPG, gut merken, wenn man gut in Smalltalk werden möchte: Geld, Politik und Glaube vermeiden   ;-)

Im alten Athen wurde generell sehr viel diskutiert und auch über Glauben. 

Paulus diskutierte mit Juden, mit griechischen Philosophen und auch anderen, die sich auf dem Marktplatz aufhielten. 

Nun muß man dabei berücksichtigen, daß es ja damals weder Internet, Fernsehen, Telefon, Radio noch Zeitungen gab. 

Die einzige Chance, Neuigkeiten zu erfahren, war, sich auf den Marktplatz zu begeben. 

Wir modernen Menschen heute haben ja unzählige Möglichkeiten, uns zu informieren und von daher ist der Marktplatz heute in erster Linie zum Einkaufen und zum Feiern da, was ja auch nicht schlecht ist. 

Aber das Stadtfest kann auch heute noch ein bißchen mehr sein, als nur eine Feier, es kann auch ein Ort des Austauschs und der Begegnung werden. 

Ich persönlich habe an den meisten Stadtfesten, dieses Jahr ist ja das 34., in irgendeiner Form teilgenommen. 

Am ersten Stadtfest war ich 7 und fand das irgendwie unheimlich, wie ich mit meinen Eltern hier durch die Menschenmenge gegangen bin.
Später habe ich dann als Kind auch Trödel verkauft, so wie die meisten anderen Leichlinger Kinder auch.

Außerdem hat man jedes Jahr auf dem Stadtfest alte Bekannte wieder getroffen, die man später nur noch auf dem Stadtfest sah. 

Als junger Erwachsener und die Jahre danach habe ich oft mit anderen zusammen hinter dem Stand unserer Gemeinde gesessen und dabei sind wir mit vielen Leuten ins Gespräch gekommen.  

Hier sehe ich auch eine Gemeinsamkeit zu dem Marktplatz in Athen. 

Die Gespräche gingen oft in Tiefe und oft auch über Glauben.
Und das wünsche ich mir auch für heute wieder.

Paulus' Predigt

Wie geht es nun mit Paulus weiter? 

Er wird vor den Athener Stadtrat geholt, weil er etwas ganz neues erzählt hat (V. 22-26). 

Da trat Paulus vor die Ratsmitglieder und alle anderen, die zusammengekommen waren, und begann: „Bürger von Athen! Ich habe mich mit eigenen Augen davon überzeugen können, daß ihr außergewöhnlich religiöse Leute seid. Als ich nämlich durch die Straßen eurer Stadt ging und mir eure Heiligtümer ansah, stieß ich auf einen Altar mit der Inschrift: 'Für einen unbekannten Gott'. Ihr verehrt also ein göttliches Wesen', ohne es zu kennen. Nun, gerade diese euch unbekannte Gottheit verkünde ich euch. 

Meine Botschaft handelt von dem Gott, der die ganze Welt mit allem, was darin ist, geschaffen hat. Er, der Herr über Himmel und Erde, wohnt nicht in Tempeln, die von Menschen erbaut wurden. Er ist auch nicht darauf angewiesen, daß wir Menschen ihm dienen. Nicht er ist von uns abhängig, sondern wir von ihm. Er ist es, der uns allen das Leben und die Luft zum Atmen gibt und uns mit allem versorgt, was wir zum leben brauchen. Aus einem einzigen Menschen hat er alle Völker hervorgehen lassen. Er hat bestimmt, daß sich die Menschen über die ganze Erde ausbreiten, und hat festgelegt, wie lange jedes Volk bestehen und in welchem Gebiet es leben soll. 

Ich glaube, die meisten Menschen in Leichlingen würden bis hierhin zustimmen, sofern sie an einen Gott glauben. 

Nach meiner Erfahrung gibt es wenig Atheisten, die meisten glauben, daß es ein höheres Wesen gibt. 

Und wenn Gott ein höheres Wesen ist, dann hat er die Welt irgendwie erschaffen, oder die Erschaffung irgendwie gesteuert. 

Er wohnt dann auch nicht in von Menschen gemachten Häusern und er ist auch nicht von uns abhängig. 

Gott hat irgendwie alles im Griff, obwohl wir vieles nicht verstehen:
Warum z.B. die Not in der Welt, warum leiden so viele Unschuldige?

Da ist Gott uns doch oft sehr unbekannt. 

Ich denke – und da hänge ich mich jetzt vielleicht etwas weit aus dem Fenster –, daß viele Menschen in Leichlingen, die irgendwie an Gott glauben, letztendlich an einen für sie völlig unbekannten Gott glauben; vergleichbar vielleicht mit einer Person, von der man weiß, daß sie existiert, aber über die man überhaupt nichts weiß; ein Namensschild auf einem Haus oder ein Eintrag im Telefonbuch, aber mehr auch nicht. 

Wie bekannt oder unbekannt ist Ihnen Gott? 

 

Paulus setzt folgendermaßen fort: (V. 27.28) 

Mit allem, was er tat, wollte er die Menschen dazu bringen, nach ihm zu fragen; er wollte, daß sie – wenn irgend möglich – in Kontakt mit ihm kommen und ihn finden. er ist ja für keinen von uns in unerreichbarer Ferne. Denn in ihm, dessen Gegenwart alles durchdringt, leben wir, bestehen wir und sind wir. Oder, wie es einige eurer eigenen Dichter ausgedrückt haben: Er ist es, von dem wir abstammen.' 

Kontakt zu Gott? So wie das hier in der Bibel steht, ist deswegen das Bewußtsein um ein höheres Wesen in uns, damit wir anfangen nach Gott zu suchen. 

Also nicht bei dem Wissen, daß es einen Gott gibt, stehen bleiben, sondern anfangen, nach ihm zu suchen, um mit ihm sprechen zu können. 

Nach dem es vorher allgemein war, wird es jetzt persönlich. 

Kann es sein, daß der unbekannte Gott etwas von mir persönlich will? 

Kann es sein, daß da mehr ist, als nur ein diffuses Wissen um die Existenz eines letztendlich unbekannten Gottes? 

Kann das sein? Vielleicht merken Sie das ja sogar irgendwie, daß da noch mehr ist, daß da noch mehr sein muß, als nur irgendein höheres Wesen. 

 

So macht Paulus weiter (V.29-31): 

Wenn wir nun aber von Gott abstammen, dürfen wir nicht meinen, die Gottheit gleiche jenen Statuen aus Gold, Silber oder Steinen, die das Produkt menschlicher Erfindungskraft und Kunstfertigkeit sind. In der Vergangenheit hat Gott gnädig über die Verfehlungen hinweg gesehen, die die Menschen in ihrer Unwissenheit gegangen haben. Doch jetzt fordert er alle Menschen an allen Orten zur Umkehr auf. Er hat nämlich einen Tag festgesetzt, an dem er durch einen von ihm bestimmten Mann über die ganze Menschheit Gericht halten und über alle ein gerechtes Urteil spreche wird. Diesen Mann hat er vor aller Welt als den künftigen Richter bestätigt, indem er ihn von den Toten auferweckt hat.“ 

Jetzt wird es ganz persönlich.  

Zuerst sagt er etwas über die religiösen Statuen, die als Götter verehrt werden.
Das haben wir üblicherweise heute nicht mehr, aber dafür haben wir oft unsere festgefahren – teilweise selber ausgedachten – Vorstellungen über Gott.

Aber Gott kann ganz anders sein, als wir uns ihn vorstellen. 

Nicht wenige Menschen sind von Gott enttäuscht, weil sie ganz falsche Vorstellungen von Gott haben. Sie sind von dem Bild enttäuscht, daß sie sich selbst von Gott gemacht haben. 

Gott ist nicht durch menschliche Erfindungskraft entstanden, er war schon vorher da. 

Aber Paulus setzt noch einen drauf und sagt, daß Gott Umkehr fordert. 

Das kommt manch einem sicherlich anmaßend vor. 

Wovon soll ich den umkehren? Stimmt etwas mit meinem Leben nicht? Es ist doch alles in Ordnung bei mir. 

Das ist vielleicht das Schwerste an dem Kontakt zu dem nicht mehr unbekannten Gott, daß er nämlich unbequeme Dinge einem persönlich klar macht, daß Gott vielleicht nicht will, daß alles so bleibt, wie es ist. 

Die nächste Ungeheuerlichkeit ist, daß irgendwann über die ganze Menschheit Gericht gehalten wird. 

Die ganze Menschheit, also nicht nur die bösen Diktatoren und Schwerverbrecher, sondern auch über Dich und mich. 

Und das Urteil wird gerecht und unbestechlich sein. 

Was käme denn bei einem wirklich gerechten Urteil über Dein oder mein Leben heraus? Ist denn wirklich alles in Ordnung? 

Wer ist denn dieser Richter überhaupt? 

„der von den Toten auferweckt wurde“, da handelt es sich natürlich um Jesus Christus, dessen Auferstehung ja jedes Jahr an Ostern gefeiert wird. 

 

Es ist hier nicht ganz klar, ob Paulus noch mehr zu Jesus sagen wollte: (V. 32.33) 

Als Paulus von der Auferstehung der Toten sprach, brach ein Teil der Zuhörer in Gelächter aus, und andere sagten: „Über diese Thema wollen wir zu einem späteren Zeitpunkt mehr von dir erfahren.“ Damit endete die Anhörung, und Paulus verließ die Ratsversammlung. 

Gerade über Jesus Christus wäre noch viel zu sagen.
Er ist ja nicht nur Richter, sondern auch Retter.

Aber da eine Predigt nicht zu lang sein soll, möchte ich ihnen die Athener als Vorbild zur Wahl stellen.  

Die einen brachen in Gelächter aus und die anderen aber wollten mehr davon hören. 

Wenn Sie die erste Variante wählen, dann wünsche ich Ihnen noch ein schönes Stadtfest und hoffe aber, daß der Gedanke, daß da mit Gott doch noch mehr sein könnte, Sie trotzdem nicht los läßt. 

Für die anderen habe ich als allerersten Tip, daß Sie in der Bibel selber nachlesen, was für eine Bedeutung Jesus Christus hat. Wenn sie keine Bibel haben oder nur eine in so altmodischem Deutsch, daß sie nicht so recht verstehen, dann können Sie gerne bei uns am Stand zum Selbstkostenpreis eine erhalten. Wir haben auch noch neue Testamente, die sie für einen Euro pro Stück bekommen können. 

Wir stehen auch für Gespräche am Stand bereit, aber Sie können natürlich auch einfach vorbeikommen, um ohne Gespräch ein bißchen zur Ruhe zu kommen.

Wie endet das mit Paulus in Athen?  (V.34)

Doch einige Leute schlossen sich ihm an und kamen zum Glauben, so zum Beispiel Dionysios, ein Mitglied des Stadtrats, und eine Frau namens Damaris; und es gab noch andere, die zusammen mit diesen beiden an Jesus glaubten. 

Für die war Gott nicht mehr unbekannt. 

Ich wünsche mir, daß hier auf dem Stadtfest nicht nur schöne Sachen gesehen und gekauft werden, alte Bekannte getroffen werden, sondern daß auch Menschen Gott kennen lernen. 

 

AMEN