Einleitung
In Johannes 16, 33b sagt Jesus Christus:
Heute soll es um Angst gehen.
In diesem Vers steht es ganz klar: In der Welt habt ihr Angst; die Angst ist also immer wieder unser Begleiter.
Laßt uns zuerst einmal ein bißchen allgemein über Angst nachdenken.
Manchmal spürt man bei besonderen Ereignissen so ein Klima der Angst in unserem Land.
Ich kann mich noch entsinnen, daß kurz vor Beginn des ersten Golfkriegs viele Menschen in unserem Land Angst hatten. Wird der Krieg hier auch zu uns kommen?
Ich hörte damals im Radio einen Anrufer, einen
jungen Mann, bei irgendeiner Sendung, der gefragt wurde, was er
denn in Zukunft machen wollte und der junge Mann sagte sinngemäß,
daß er gar nicht wüßte, wie das überhaupt weitergehen sollte, wo
doch jetzt Krieg ist.
Man konnte diese Angst vor dem Krieg irgendwie spüren.
Auch nach dem Terroranschlag in New York,
Nine-Eleven, war neben Betroffenheit auch eine Angst zu
spüren.
Ein Bekannter sagte mir kurz nach dem Anschlag, daß er echt Angst
davor hat, daß solche terroristischen Anschläge auch hier bei uns
passieren.
Diese Ängste würde man im Rückblick vielleicht eher als unbegründet und übertrieben ansehen, aber es gibt auch noch eine weitere Angst, die in unserer Gesellschaft mal mehr, mal weniger deutlich wird: Das ist die Angst vor der Zukunft.
In den 70er-Jahren trat zum ersten Mal bei über 1.000.000 Arbeitslosen die Angst vor der Arbeitslosigkeit auf.
In den 80ern ging es ja wirtschaftlich
irgendwie bergauf und da trat eher die Angst vor
Umweltverschmutzung in den Vordergrund.
Das hat ja letztendlich auch die Grünen etabliert.
In den 90ern und in den, wie sagt man, 00ern ?, kommt wieder die Angst um die wirtschaftliche Zukunft verstärkt in den Vordergrund.
Anfang der 90er hatten wir ca 2.6 Millionen Arbeitslose in Deutschland und Ende 2006 hatten wir 4,4 Millionen Arbeitslose und wahrscheinlich haben wir jetzt noch mehr, weil viele eigentlich Arbeitslose aus der Statistik mittels ABM-Maßnahmen und 1-Euro-Jobs herauskosmetisiert wurden.
Angst vor Arbeitslosigkeit scheint bei diesen Zahlen begründet, aber manchmal empfindet man ja Angst, die eher unbegründet ist.
Ich bin letztes Jahr im November – es war an einem Abend Blitzeis – mit meinem Roller gestürzt.
Mir ist nichts passiert und dem Roller auch nicht.
Aber die Wochen danach
hatte ich immer Angst auf dem Roller.
Ihr müßt dazu wissen, daß ich eigentlich immer nur mittwochs mit
dem Roller zu einem Parkplatz in Burscheid fahre, wo mich ein
Kollege abholt.
Nun war in den Wochen danach die Temparatur, wenn ich abends zurück fuhr, immer über 0 Grad.
Aber die Straße war naß und sie glitzerte im Dunkeln im Licht der Autos und es sah aus wie Eis, obwohl mein Verstand wußte, daß es kein Eis war, hatte ich tierisch Angst.
Ich habe vor jeder Fahrt gebetet und ich hatte trotzdem Angst und diese erlebte Angst hat mich eigentlich zu diesem Predigtthema inspiriert.
Darf man als Christ überhaupt so eine Angst haben? Oder gilt: Wer den Geist Gottes hat, hat keine Angst?
In der Bibel hatten die
Christen ja meistens Angst vor Verfolgung.
Überliefert ist das ja nicht, daß ein Christ auf einem Pferd reiten
mußte und dabei Angst vorm Herunterfallen hatte. Das wirkt auch
irgendwie lächerlich, oder?
Aber der Vers sagt: In der Welt habt ihr Angst, und wir haben immer wieder mal Angst.
Manche Angst ist in den Augen der anderen begründet und manches wirkt vielleicht eher lächerlich, auch in unseren eigenen Augen.
Es gibt ja auch krankhafte Angst, wegen der man in Behandlung muß, z.B. unbegründete Angstattacken, aber darum soll es heute nicht gehen.
Jesus zum Thema Angst
Dieser Vers, den ich zu Anfang gelesen habe, schließt eine Rede Jesu nach dem letzten Abendmahl ab. Nach diesem Vers betet Jesus noch und geht dann in den Garten Gethsemane, wo er dann gefangen genommen wird.
Diese Rede geht von Johannes 14 – 16, unterbrochen von diversen Rückfragen der Jünger – also ist es mehr ein längeres Gespräch –, und interessant ist, daß die Rede mit den Worten beginnt:
Sinngemäß heißt das: Laßt Euch in Eurem Glauben nicht erschüttern oder ganz simpel:
Habt keine Angst.
Aber wovor hatten die Jünger überhaupt Angst?
Ich glaube, sie haben so langsam geahnt, daß Jesus sie verlassen wird.
Vieles haben sie zu diesem Zeitpunkt sicherlich noch nicht begriffen, aber das haben sie schon geahnt.
Sie waren einerseits traurig darüber, aber andererseits war da sicherlich schon eine gewisse Angst.
Der Verlust ihres Jesus' bedeutete für sie den
Verlust von Sicherheit.
Jesus konnte heilen, er konnte den Sturm stillen und er hat ihnen
ihre Fragen beantwortet, und jetzt sollte er auf einmal nicht mehr
da sein?
Der Verlust von Sicherheit ist ganz allgemein eine der Hauptquellen für Angst.
Man kann oft nicht selbst seinen Arbeitsplatz
garantieren und man hat seine Gesundheit meistens nicht im
Griff.
Wenn da irgendetwas schiefläuft, dann kann man manchmal nur
zusehen, wie es immer schlimmer wird.
Oder man vertraut auf Jesus und da gibt es Menschen, die einen deswegen nicht leiden können, die einen vielleicht sogar deswegen bedrohen. Das hat Jesus ja auch mehrfach angekündigt, daß so etwas zu einem Leben mit Jesus dazu gehören kann.
Oder man fährt ganz simpel auf seinem Roller und ab und zu hat man Bilder von seinen früheren Stürzen vor Augen, weil man seine Gedanken nicht genug kontrollieren kann.
Jesus geht in dem Text mehrfach darauf ein.
In Kap 14, 18 sagt er:
Und in Kap 14, 26+27 sagt er dann:
Bestürzung, Furcht und auch Trauer empfanden die Jünger und Jesus geht darauf ein.
Er erwähnt immer wieder den Beistand, den er schicken wird, den Heiligen Geist, um die Jünger eben nicht alleine zurück zu lassen.
Und er wird alles lehren und an alles erinnern, was Jesus gesagt hat.
Das Leben mit Jesus geht für die Jünger also weiter, auch wenn der leibliche Jesus nicht mehr da ist.
Die Sache mit dem Lehren und Erinnern ist übrigens auch für uns heute ein wichtiger Punkt.
Wir verstehen oft vieles in der Bibel nicht, aber wenn wir zu Jesus gehören, dann haben auch wir diesen Beistand, den Heiligen Geist, bekommen und wir werden Sachverhalte aus der Bibel verstehen können, die wir ohne diesen Beistand nicht verstehen könnten.
Es geht dabei nicht um tiefsinnige theologische Weisheiten, sondern es geht darum, daß Du die Bibel so verstehst, daß Du es auch im Alltag leben kannst.
Außerdem wird uns der Beistand erinnern.
Da geht es nicht darum, Psalmen auswendig zu können – obwohl das was sehr gutes ist –, sondern es geht darum, daß der Beistand uns immer mal wieder an Zusagen Gottes – oder auch Ermahnungen – für unsere persönliche Situation erinnert.
Dazu muß man sich natürlich vorher mit dem Lehrmaterial auseinandergesetzt haben, sprich: In der Bibel gelesen haben.
Man wird auch als jemand, der nicht zu Jesus gehört, vieles Wertvolle in der Bibel finden, aber wenn man den Lehrer, den Beistand, bei sich hat, dann ist das natürlich besser.
Manchmal muß man sich mühsam durchbeißen und manchmal hat man Sternstunden, wo jeder gelesene Vers direkt für einen persönlich zu sein scheint.
Dieser Beistand wird auch Jesus bezeugen und er wird uns in alle Wahrheit leiten.
Er wird Jesus verherrlichen, ihn groß machen.
Jesus spricht in diesen 3 Kapiteln recht viel über den Beistand, weil er möchte, daß die Jünger eine Vertrauensbasis zu ihm bekommen, auch wenn sie ihn nicht mehr sehen können.
Und diese Vertrauensbasis ist auch wichtig für den Umgang mit Angst.
Man kann ja Angst nur sehr begrenzt mit Logik bekämpfen und begründete Ängste sowieso nicht.
Die Vertrauensbasis, die Jesus hier schaffen will, ist der richtige Weg und ich möchte einige weitere Highlights aus diesen drei Kapiteln aufführen:
Johannes 14, 6;
Das ist die Grundlage
von dieser Vertrauensbasis:
Wenn Jesus nicht wirklich Gottes Sohn ist, dann kann man sich das
hier alles sparen.
Dann plaudern wir noch etwas nett miteinander und jeder geht mit
seinen Ängsten, Nöten und Sorgen alleine nach Hause.
Johannes 14, 16;
Bis in Ewigkeit heißt natürlich, daß der Beistand heute immer noch da ist.
Wer sein Leben Jesus gibt, empfängt auch heute noch den Heiligen Geist und wird dadurch den Beistand Gottes erleben.
Johannes 14, 27;
Wir bekommen Frieden
von Jesus. Man ist auf einmal angekommen und man muß nicht mehr
suchen. Diesen Frieden mit Gott finde ich sehr schwierig, anderen
zu vermitteln.
Vielleicht erlebt ihn auch jeder irgendwie anders.
Aber er ist sehr wichtig und sehr erstrebenswert.
Johannes 15, 14.15;
Wir sind Freunde von Jesus.
Der erste Satz hört sich etwas eigenartig an, aber der ist wohl eher so gemeint, daß unser Leben ein Kennzeichen dafür ist, ob wir ein Freund Jesu sind.
Er hat uns mitgeteilt und teilt uns auch noch heute mit, was Gott will.
Wir sind ganz nah an Gott dran.
Das wird auch in Johannes 16, 26.27 deutlich:
Gott hat uns lieb und er hört auf unsere Gebete und das ist wirklich gewaltig.
Ich habe jetzt nicht alle Highlights aus diesen drei Kapiteln aufgeführt, aber ich denke, daß diese Zusagen schon eine Vertrauensbasis schaffen können, die einem helfen kann, mit Angst richtig umzugehen.
Ein bißchen platt gesagt: Wenn Gott mich liebt und mir beisteht, dann kann das mit der Angst ja nicht so schlimm sein.
Ganz so einfach ist das natürlich nicht und man sollte sich natürlich vor Aussagen hüten, wie:
„Wenn Du an Jesus glaubst, wirst Du keine Angst mehr haben.“
Sogar Jesus hatte Angst (Lukas 22, 39-44):
Das Wort „Angst“ kann man hier auch mit „Kampf“ übersetzen und man merkt richtig, wie Jesus hier mit seiner Angst kämpft.
Jesus kann uns also gut verstehen, wenn wir mit unserer ganz persönlichen Angst ringen, die vielleicht niemand anders nachvollziehen kann.
Er rang vor Gott mit
seiner Angst und Gott ließ ihn nicht alleine.
Gott schickte ihm einen Engel, der ihn stärkte.
Seine Freunde ließen ihn leider alleine, weil sie vor lauter Traurigkeit müde geworden sind.
Man würde heute sagen,
sie haben resigniert.
Sie konnten auch die Angst Jesu gar nicht richtig verstehen, weil
ihnen gar nicht so richtig klar war, wie Jesu Weg aussah und warum
er ihn gehen mußte.
Und so geht es uns doch auch.
Kann ein Gesunder wirklich verstehen, warum ein Kranker Angst davor hat, daß es noch schlimmer wird?
Das ist
schwierig.
Unsere persönliche Angst kann keiner so richtig nachvollziehen,
genauso wie wir die Ängste der anderen nur begrenzt nachvollziehen
können.
Aber Jesus versteht es, denn er hat quasi die Maximumangst durchgestanden.
Leben trotz Angst
Natürlich darf das Leben nicht von Angst bestimmt sein, denn trotz Angst, die jeder unterschiedlich oft und unterschiedlich schwer erlebt, gibt es ein lohnenswertes Leben mit Jesus, mit dem man die Angst zwar nicht unbedingt schnell los wird, sie aber in den Griff bekommen kann.
Wie man mit Jesus lebt, dazu sagt Jesus auch etwas in den Kapiteln Johannes 14-16; das habe ich vorhin aber ein wenig unterschlagen; ich habe nur Zusagen aufgeführt; das möchte ich aber nun nachholen.
Zuallerst steht der Glaube:
Johannes 14, 11-14;
Hier ist der Glaube als eine Aufforderung an seine Jünger – und an uns heute – gedacht, wirklich darauf zu vertrauen, daß Jesus Gottes Sohn ist und nicht nur irgendein menschlicher Lehrer.
Verknüpft damit ist die Aufforderung Gott wirklich im Namen Jesu zu bitten, was ja auch nur dann Sinn macht, wenn wir glauben, daß Jesus Gottes Sohn ist.
Und dann können wir Dinge vollbringen, die uns vielleicht – menschlich gesehen – vollkommen unmöglich erscheinen.
Und das heißt, daß auch Du – und ich – ängstlicher Mensch große Dinge bewirken kann, wenn Du auf Jesus vertraust.
Johannes 14, 23;
Ein Kennzeichen für Menschen, die Jesus lieben, ist, daß sie sein Wort, die Bibel, halten.
Sich an die Bibel zu halten, kann man nicht so richtig verordnen, sondern es passiert so ein bißchen automatisch bei Menschen, die Jesus lieben.
Sein Wort halten, ihn lieben, das treibt sich so gegenseitig an.
Johannes 15, 5;
Bei Jesus bleiben, denn getrennt von ihm können wir nichts tun.
Das ist auch ein ganz wichtiger Punkt:
Bei aller Angst und Unvollkommenheit immer wieder zu Jesus kommen und alles immer wieder zu ihm bringen, dann kann Gott durch uns wirken, egal wie hilflos wir vor Menschen oder vor uns selbst wirken.
Johannes 15, 12;
Angst macht oft einsam, weil man vor anderen Menschen Angst hat oder weil man einfach Angst hat, seine Angst zuzugeben.
Einander zu lieben schafft Gemeinschaft und öffnet einen, die Sorgen und Ängste zu teilen und geteilte Angst ist halbe Angst.
Dieses Gebot einander zu lieben ist ein ganz wichtiges Gebot und wenn wir das hier in der Gemeinde leben, dann wird es Außenstehende anziehen.
Kommen wir zum Schluß.
Zusammenfassung
Ich habe versucht, das Thema „Angst“ von verschiedenen Seiten zu beleuchten und ich weiß nicht, welche Ängste Dich belasten, aber ich kann Dir versichern, daß Jesus Christus Dir in Deiner Angst helfen kann und will.
Wie sein Programm für Deinen Umgang mit Deiner persönliche Angst ist und wie lange es dauert, weiß ich nicht, aber Du kannst auf ihn vertrauen und er wird Dir helfen.
Und wenn es ganz dicke kommt, dann schickt er vielleicht auch einmal einen Engel zur Stärkung, so wie er es selber im Garten Gethsemane erlebt hat.
Trotz Angst kann man mit Jesus leben und er möchte einen in sein Werk einbinden und Dich dort etwas sinnvolles, erfüllendes tun lassen.
Denn trotz Deiner Angst, sei guten Mutes, denn Jesus hat die Welt überwunden.
AMEN
Segen
Johannes 16, 33 (gepatcht)
Alle meine Zusagen habe ich euch gegeben, damit ihr in mir Frieden habt.
In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.