Einleitung
Ich möchte Euch zu Anfang etwas von unserem Urlaub erzählen, aber keine Angst, ich quäle Euch nicht mit langweiligen Dias. Die Älteren können den Jüngeren vielleicht mal erklären, was Dias sind ;-)Wir waren am Bodensee campen und haben diesmal das Seenachtsfest in Konstanz besucht, weil es dort ein endgeniales Feuerwerk gab.
Nun wollten wir ganz naiv uns das ganze Fest vorher ansehen, aber das Gelände war so riesig und es war an dem Tag so warm, dass wir uns irgendwann überlegt hatten, lieber zu sitzen als herumzulaufen.
Und an einer Bühne ist Guildo Horn an dem Abend aufgetreten, und da das Konzert im Eintritt zum Seenachtsfest inclusive war, haben wir uns Guildo Horn angesehen.
Nun muss man wissen, dass Guildo zwar mit erstklassigen Musikern zusammenarbeitet aber hauptsächlich Schlager covert, zumeist solche, die meine Generation mit ihren Eltern in der ZDF-Hitparade kennengelernt hat.
Was aber total faszinierend war, war, dass alt und jung gemeinsam dieses Konzert gefeiert haben. Bei uns am Tisch waren z.B. sechs Teenager, die haben z.T. auf dem Bänken getanzt, während Leute, die eher in meinem Alter und älter waren, die Texte mitgesungen haben und je nach körperlicher Verfassung auch getanzt haben, allerdings nicht mehr auf dem Bänken.
Es wurde generationsübergreifend gefeiert und alle Anwesenden hatten Spaß.
Das hat mich ein bisschen verfolgt. Wieso war das so?
In anderen Bereichen funktioniert das ähnlich. Z.B. im Fußballstadion und beim Eishockey feuern alt und jung gemeinsam ihre Mannschaft an.
Es ist allerdings nicht ganz dasselbe. Guildo Horn hat es irgendwie geschafft, alle Anwesenden, egal welchen Alters, mitzunehmen, zum Feiern und zum Spaß haben.
Beim Fußball oder ähnlichen Sportarten ist es eher ein gemeinsames Ziel, nämlich dass das eigene Team gewinnen soll.
Psalm 148
Im Psalm 148 finden wir vielleicht etwas vergleichbares.Es beginnt mit V.1:
Dann wird aufgezählt, wer Gott loben soll. Zuerst sind es die Engel und himmlischen Heerscharen, dann die Gestirne, Sonne, Mond und Sterne.
Dann folgt die Schöpfung hier auf Erden, danach die menschlichen Herrscher, Könige und Richter.
Zu guter Letzt sind wir alle angesprochen (V.12.13):
Ich halte das für einen wichtigen Auftrag der Gemeinde, Gott gemeinsam zu loben und dazu gehört natürlich auch, Gottes Lob auf dieser Welt zu verbreiten. Und das sollen alt und jung gemeinsam tun.
Jung und alt gemeinsam: Vergleichen wir das doch einmal mit den Beispielen von vorhin.
Gemeinsam feiern wie bei Guildo Horn: Passt das als Vergleich? Einerseits nicht, denn es gab bei dem Konzert kein ernsthaftes Ziel und sondern nur gemeinsamen Spaß, was prinzipiell allerdings nicht schlecht ist. Gott zu loben und Gottes Lob zu vermehren hat einen sehr ernsthaften Hintergrund.
Wenn alt und jung sich aber gemeinsam wohlfühlen, dann ist das nicht schlecht und ein gutes Ziel auch für Gemeinde.
Beim Fußball spielt das gemeinsame Ziel eine größere Rolle und jeder Fan, egal, ob jung oder alt, will, dass sein Team gewinnt. Aber dieses Ziel ist auch nur Spaß getrieben, man wird mit Fans von anderen Teams nie überein kommen, aber solange man das nicht zu ernst nimmt, bleibt es für viele Menschen die schönste Nebensache der Welt.
So richtig passt Fussball also auch nicht als Vergleich zu „Alle sollen Gott loben, alt und jung“.
Wie geht das überhaupt mit alt und jung in der Bibel?
Niemand verachte dich wegen deiner Jugend
Es gibt so ein paar Aussagen, die fallen mir direkt dazu ein. Wahrscheinlich kennt Ihr sie auch.
Z.B. 3. Mose 19, 32; NL
Die Elberfelder spricht in diesem Vers sogar von einem Greis.
Es ist natürlich nicht verkehrt, Respekt voreinander zu haben und auch noch mehr Respekt vor der Lebensleistung eines alten Menschen zu haben.
Wie lebt man diesen Respekt?
Schauen wir uns einen Kontrast dazu an: Timotheus.
Im 1. Timotheus-Brief wird Timotheus als eine Art Stellvertreter von Paulus in Ephesus eingesetzt und er erklärt ihm noch einmal sehr ausführlich, was wichtig ist und was er der Gemeinde weitergeben soll, u.a. auch in Kapitel 3 ausführlich das Thema „Leitung“.
Dann kommt eine interessante Stelle, an die vielleicht auch manch einer von Euch bei dem Thema „Alt und jung“ gedacht hat (1. Timotheus 4, 11.12; NL):
„Was soll mir der junge Schnösel sagen?“, könnte man denken. Aber wie alt war Timotheus wirklich? Ich habe ein bisschen recherchiert, aber keine klaren Quellen gefunden. Ich kann mich entsinnen, dass in irgendeiner Predigt, die ich vor langer Zeit mal gehört hatte, der Prediger behauptete, Timotheus wäre schon 40 Jahre alt gewesen und nur im Vergleich zu den noch Älteren jung gewesen. Das habe ich nur noch in meinem Kopf gehabt, aber keinen Hinweis mehr dafür gefunden. Dabei habe ich heute den bösen Verdacht, dass man Timotheus nicht zu jung haben möchte, weil das irgendwie nicht geht.
Ich bin auch mit meinen Recherchen nicht weiter gekommen. Eine andere Seite im Netz hat behauptet, das Timotheus bei der Bekehrung 16 Jahre alt gewesen wäre und dann ab 21 mit Paulus insgesamt 16 Jahre unterwegs war. Vielleicht war er bei Empfang des Briefes Mitte 30 oder so. Aber Quellen waren auf dieser Seite auch nicht angegeben und dann habe ich die Recherche auch aufgegeben, weil das für die Frage eigentlich auch nicht wichtig ist.
Wie alt sollte denn Timotheus mindestens sein, um so eine Aufgabe, so ein Amt, ausführen zu können? Geht das z.B. auch mit 25, oder jünger?
In 1. Timotheus 5, 1.2;NL steht etwas, was zu diesem Thema passt:
Umgang mit gegenseitigem Respekt ist immer gut (der Ton macht die Musik), aber es bleibt die Frage, wie alt muss jemand mindestens sein, damit wir uns was sagen lassen?
Ich hatte auf der Arbeit letztes ein interessantes Erlebnis. Ich habe an einem Anti-Stress-Workshop teilgenommen (es war halt noch ein Platz frei), und habe dabei erlebt, was ich beruflich schon lange nicht mehr mitgemacht hatte: Der Dozent war älter als ich.
Normalerweise ist es so, dass bei jedem Workshop, jeder Schulung, ich in den letzten Jahren eigentlich immer älter als der Leiter war. Ich muss nahezu immer von jüngeren lernen.
Mein Chef ist übrigens auch jünger als ich und auch die ganze Chef-vom-Chef-Kette bis zur Geschäftsführung ssind alle jünger als ich.
Also,
Lieber jung als alt?
So ganz passt das nicht.
In der Geschichte von Sodom in 1. Mose 19, 4.5; NL, wo Lot die Engel beherbergt, passiert folgendes:
Also kann jung und alt auch im Bösen vereint sein.
So soll das natürlich nicht sein.
Ich möchte noch ein paar Betrachtungen zum Thema „Alt und jung“ mit Euch teilen.
Dazu fällt einem natürlich auch das relativ bekannte, knapp zweieinhalbtausend Jahre alte Zitat ein, das üblicherweise Sokrates zugeschrieben wird:
Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.
Na, höre ich ein „Richtig so!“?
Auch ein Gelehrter wie Sokrates kam offensichtlich nicht damit klar, dass sich Zeiten und Denkweisen immer wieder ändern.
Als „schlechte Manieren“ kann aufgefasst werden, wenn man Dinge nicht mehr so macht, weil man den Sinn darin nicht mehr versteht.
„Autorität verachten“, „kein Respekt mehr vor Älteren“ und „Schwatzen, wo man arbeiten sollte“ kann auch bedeuten, dass Sachen hinterfragt werden, man über die Sinnhaftigkeit redet und Anweisungen nicht mehr einfach ohne Nachzudenken ausführt.
Mancher Lehrer fühlt sich auch tyrannisiert, wenn man ihn hinterfragt. Und eine Aussage ist besonders heuchlerisch: Jeder liebt Luxus, egal ob alt oder jung.
Man könnte als Kontrast dazu natürlich irgendein Zitat über die Alten suchen, wo es ähnliche pauschale Vorwürfe gibt.
Ich habe mal gesucht, aber am Besten gefiel mir ein Zitat von dem amerikanischen Börsenspekulant Bernard Baruch:
Altsein heißt für mich immer: Fünfzehn Jahre älter als ich.
Das kann ich unterschreiben.
Man könnte noch stundenlang mit lustigen Anekdoten weitermachen, aber wir sind ja hier in einem Gottesdienst.
Wie sind denn unser Auftrag aus?
Unser Auftrag
Matthäus 28, 18-20; NL
Das ist unser eigentlicher Auftrag.
Löst Euch bitte jetzt von Gedanken wie, ich muss jetzt von Haus zu Haus laufen, in der Fussgängerzone singen, usw. Das kann für einzelne Personen dran sein, aber darum geht es nicht. Es geht jetzt nicht um Aktivität.
Wir sind gemeinsam Gemeinde, wir feiern Gottesdienst zusammen, wir teilen unser Leben, unsere Freuden und unsere Sorgen. Wir suchen der Stadt Bestes, soweit es uns möglich ist. Wir wollen offen sein für neue Leute und wir wollen gemeinsam herausfinden, was Gott für uns heute will.
Ich glaube, dass wir uns über die Art, wie wir Gemeinde leben wollen, über unsere Werte, Gedanken machen müssen und zwar alt und jung, gemeinsam.
Nur so können wir diesen Auftrag von Jesus erfüllen. Wie müssen wir Gemeinde leben, dass Menschen bereit sind, nach Jesus zu fragen? Das ist die Aufgabe für jung und alt.
Und Jesus hat versprochen, dass er immer bei uns ist, bis ans Ende der Zeit. Und nur so macht Gemeinde Sinn: Mit Jesus Christus zu sein.
Zusammenfassung
Ich fasse zusammen.
- Ich habe mit zwei Beispielen für etwas generationsübergreifendes begonnen. Gemeinsames Feiern und gemeinsames anfeuern.
- Wir haben als Christen gemeinsam den Auftrag, als Alte und Junge gemeinsam Gott zu loben und damit sein Lob zu verbreiten.
- Wir brauchen gegenseitigen Respekt. Alte Menschen vielleicht noch ein bisschen mehr für ihre Lebensleistung, aber junge Menschen dürfen nicht wegen ihrer Jugend geringgeschätzt werden.
- Weder jung noch alt sind „besser“. Beide können sogar gemeinsam schlecht sein. Alt und jung müssen gemeinsam einander verstehen und sich zusammenraufen.
- Wir sind gemeinsam Gemeinde, wir feiern Gottesdienst zusammen, wir teilen unser Leben, unsere Freuden und unsere Sorgen. Wir suchen der Stadt Bestes, soweit es uns möglich ist. Wir wollen offen sein für neue Leute und wir wollen gemeinsam herausfinden, was Gott für uns heute will. Dann können wir Jesu Auftrag erfüllen.