Einleitung
Der Titel der ersten Einheit ist ja „Alles ist vergeblich“ und ich hoffe nicht, dass wir das nachher von unserer Kampagne sagen.
Normalerweise bin ich ein Fan davon, erst den Bibeltext ohne jegliche Vorbetrachtungen zu lesen und sich dann danach Gedanken zu machen.
Bei diesem Buch „Prediger“ bin ich davon abgewichen, weil der Text sonst sehr verwirren kann.
Ich glaube, dass der Autor „Salomo“ nur die Perspektive „unter der Sonne“ hat.
Dazu möchte ich ein Bild verwenden. Stellt Euch vor, ihr steht in einen Menschmenge auf einem Volksfest vor einer Bühne und ihr seid klein und steht ziemlich weit hinten. Ihr seht nur Menschen um Euch herum, aber ihr seht nicht, was auf der Bühne passiert. Ihr könnt es vielleicht erahnen, aber letztendlich wisst ihr nichts.
Wenn ihr gute Beobachter und sehr klug seid, dann könnt ihr die Menschen um euch herum vielleicht gut beurteilen, vielleicht verstehen, warum sie genau diese Klamotten anhaben, riechen, was sie gegessen haben, ob sie rauchen oder nicht, usw.
Aber ihr seht nicht das Entscheidende, was hinter der Menschenmenge auf der Bühne passiert. Ihr seht nicht das, warum ihr eigentlich dort seid.
Ich glaube, dass es Salomo hier in diesem Buch genauso geht. Und er empfindet es als sinnlos.
Ihr wisst aber auch, als ihr noch Kinder wart und ihr in so einer Menschenmenge standet, was dann passiert ist. Euer Vater oder eure Mutter hat Euch hochgehoben, vielleicht auf die Schultern gesetzt, und ihr konnten auf einmal alles sehen.
Und genauso hebt uns unser himmlischer Vater empor, so dass wir mehr sehen und erkennen können. Wir können nun über die Menschenmenge hinaus die Bühne sehen, wir können das sehen, worauf es ankommt.
Von daher habe ich als Kontrast zu „Unter der Sonne“ häufig den Ausdruck „der offene Himmel“ gewählt. Wir können mehr als Salomo sehen und wir sollten uns dem beim Lesen bewusst sein.
Mich würde sehr interessieren, ob hier jemand dieser meiner Betrachtungsweise widerspricht, also das nicht so sieht, dass Salomo hier nur den Blick auf einen verschlossenen Himmel hat. Darüber würde ich mich sehr gerne austauschen; unterschiedliche Meinungen sind ja immer interessant, weil man viel daraus lernen kann und selbst wenn es nur dazu führt, dass man seine eigene Ansicht neu reflektiert und neu darüber nachdenkt.
Ein paar Worte noch zu dem Wort „Prediger“. Im Hebräischen heißt es „Kohelet“ und wörtlich heißt es eigentlich „der Sammelnde“. Das können zum Einen bedeuten, dass der Autor Weisheiten gesammelt hat oder es bedeutet, dass der Autor Lernende zu sich versammelt.
Luther hat „Kohelet“ mit „Prediger“ übersetzt, wie die meisten protestantischen Bibeln. Die im Kampagnenheft verwendete „Neues Leben“-Bibel schreibt „Lehrer“ und die Einheitsübersetzung, die häufig von Katholiken und Orthodoxen verwendet wird, schreibt „Kohelet“.
Die Übersetzung „Lehrer“ ist für uns vielleicht gar nicht schlecht, denn wir wollen ja etwas lernen.
Alles ist sinnlos
Betrachten wir nun die ersten Verse aus dem Predigerbuch:
Das sind jetzt die Einstiegsverse und sie hören sich schon ziemlich depressiv an. In älteren Bibelübersetzungen wird der Anfang mit „Alles ist eitel“ übersetzt, was heute kaum noch jemand versteht.
Ganz modern würde man wahrscheinlich eher sagen: „Es ist alles für'n A...“
Generationen kommen und gehen, aber die Erde ändert sich nicht. Wir kriegen sie in der heutigen Zeit höchsted noch ein bisschen kaputter.
Sonne, Wind, Regen ist immer gleich, nichts ändert sich. Na ja, durch den Klimawandel scheinen sich schon Dinge zu ändern, aber das ist nicht das, was der Prediger hier meint. Auch das Wetter hat kein Ziel. Der Mensch kommt auch nie zum Ziel, weil er nie alles erfassen kann.
Und was war, kommt immer wieder, es gibt nichts neues unter der Sonne. Und wenn wir glauben, dass es etwas neues gibt, dann haben einfach nur vergessen, dass es das schon einmal gab.
Neee, das stimmt doch so nicht. Es ist nicht alles vergeblich.
Ein Beispiel aus 1. Korinther 3, 11-15; NL
Wenn man mit Jesus unterwegs ist, dann hat unser Leben sogar Auswirkungen in die Ewigkeit. Es ist also nicht alles sinnlos und bedeutungslos und was Du für Jesus tust, wird sich auch lohnen. Man sieht den Lohn leider oft auf Erden nicht, wahrscheinlich fühlt man sich manchmal wie Salomo und denkt in dunklen Stunden wirklich: Alles ist vergeblich.
Aber wie der genannte Bibeltext zeigt, und das ist nur einer von vielen, ist es nicht vergeblich, mit Jesus Christus zu gehen.
Auch die Aussage, dass der Mensch nichts vollständig erfassen kann, sich niemals sich satt sehen kann und nie genug hören kann, stimmt so nicht. Wenn man diese Aussage allerdings so versteht, dass man immer dazulernen kann und damit nie fertig wird, dann empfinde ich das hier auf Erden sehr positiv. Dazu zu lernen, finde ich gut.
Ich glaube aber, dass diese Aussage über das reine Wissen hinausgeht. Wer immer auf der Suche nach Frieden und Zufriedenheit ist und es nicht findet, dann kann das ein sehr frustrierendes Leben werden.
Das muss aber nicht so sein. Betrachten wir 1. Korinther 13, 12; NL
In völliger Klarheit erkennen, so wie ich erkannt bin, das ist uns Christen vorausgesagt.
Diese beiden neutestamentlichen Stellen, die ich angeführt habe (und es gibt noch viel mehr), münden so ein bisschen in einem Widerspruch zu Salomos Aussage: „Es gibt nichts Neues unter der Sonne.“
Damals vielleicht nicht, aber dann kam Gott in Jesus Christus auf die Erde und starb für unsere Sünden und das war wirklich etwas Neues. Das hat es noch nie gegeben.
Und auch wir Menschen persönlich können etwas Neues erleben. In Hesekiel 36, 26; NL ist für das Volk Israel prophezeit:
Und dieses neue Herz ist auch für uns Menschen heute da, wenn wir uns an Johannes 1, 12.13; NL halten:
Und wenn wir dieses neue Leben haben, dann werden wir hochgehoben und können über die Menschenmenge hinweg die Bühne sehen, wenn ich das Bild vom Anfang noch einmal aufgreifen darf.
Allerdings ist dieses Bild natürlich nur unvollkommen. Es kommt auch noch das Bleibende hinzu, dass das Leben Auswirkungen in die Ewigkeit hat. Darüber haben wir ja am Anfang schon gesprochen, dass das Leben nicht vergeblich ist.
In den folgenden Abschnitten betrachtet Salomo die Themen Weisheit, Vergnügen und Arbeit sehr grundsätzlich und das möchte ich im Folgenden auch tun. Wir werden während der Kampagne immer wieder auf diese Themenblöcke zurückkommen und auch detaillierter darauf eingehen.
Weisheit ist sinnlos
Kommen wir zur Weisheit (Prediger 2, 12-15; NL):
Das ist interessant. Er sagt hier eigentlich aus, dass Weisheit nichts verändern kann. Helfen Lebensweisheiten, gute Ratschläge, schlaue Sprüche?
Salomo setzt in V.18 noch einen drauf:
Na ja, was nützt einem alle Weisheit, alle Klugheit und aller Verstand, wenn man damit nichts ändern kann? Aber kann man wirklich nichts ändern. Können krumme Dinge nicht doch gerade werden?
Wir wissen, dass manche krumme Typen, die sich für Jesus entschieden, ihr Leben geändert haben und doch „gerade“ geworden sind. Das kommt aber natürlich auch bei Menschen vor, die nicht mit Jesus unterwegs sind. Und wir sollten uns auch über jeden krummen Typen freuen, der nicht mehr krumm lebt, weil das unser Umfeld und unser Leben sicherer und schöner macht.
Aber wo sind denn die Grenzen der Weisheit? Vielleicht fällt einem dazu Römer 1, 20-23; NL ein:
Offensichtlich könne sich Weise und kluge Menschen auch zum Narren machen, insbesondere wenn sie ihre Weisheit für absolut setzen.
Da gehören für mich Ausdrücke zu wie: „Mir kann keiner was erzählen, ich habe schon so viel erlebt.“
Ich glaube, Weisheit ist dann ein guter Diener, wenn man sich der Grenzen seiner Weisheit bewusst ist, wie es z.B. auch in dem Heft erwähnten Vers heißt (Kolosser 4, 5: NL):
Weisheit, richtig angewendet, ist hilfreich und macht das Leben leichter.
Vergnügen ist sinnlos
Salomos nächster Versuch mit der empfundenen Vergeblichkeit umzugehen klingt sehr modern (Prediger 2, 1.2; NL):
Also der erste Satz »Dann schaffe ich mir ein angenehmes Leben und genieße das Gute.« hört sich nach aktueller Werbung oder nach Work-Live-Balance an. Und das ist ja auch nicht falsch.
Aber er ist nicht zufrieden damit und er probierte wirklich alles aus und hatte auch die Mittel dazu (V. 10.11):
Was erwarten wir von Vergnügen? Entspannung? Zeitvertreib? In manchen christlichen Kreisen war Vergnügen früher eher verpönt. Ein Christ ging nicht ins Kino, er ging nicht tanzen und was einem sonst noch Spaß macht.
In diesem Zusammenhang kamen ja auch so grundsätzliche Fragen auf, ob ein Christ überhaupt Spaß haben darf.
Dazu möchte ich den Vers anführen, der auch im Heft vorkommt (1. Timotheus 6, 17; NL):
Dieser Vers zeigt deutlich, dass Freude und Genuss nichts Verkehrtes ist und man die Frage „Darf ein Christ Spaß haben?“ selbstverständlich mit „Ja“ beantworten muss.
Es geht nur darum, das Vergnügen richtig einzuordnen. Wenn man sein Vertrauen auf Gott setzt, dann werden wir auch Dinge zum Genuß bekommen, natürlich. Aber wenn man sein Vertrauen auf Jesus setzt, dann werden einem auch andere Dinge wichtig, dann ist das Vergnügen nicht mehr der Weg zur Zufriedenheit, wie Salomo es ausprobiert hat sondern nettes Beiwerk eines gütigen Gottes.
Ich weiß nicht, was im Laufe seines Lebens mit Salomo passiert ist, aber wir finden keinen Vers im Prediger, wo Salomo ausdrückt, dass er Gott vertraut. Auch das Wort „Glaube“ taucht nicht auf, was ja in der Bibel häufig gleichbedeutend mit Vertrauen ist.
Von daher sucht Salomo ewige Antworten im Vergnügen, aber das ist nur so, wie den Wind einzufangen. Das flutscht einem durch die Finger, das bringt nichts.
Arbeit ist sinnlos
Kommen wir zum letzten Punkt, dass ist die Arbeit.
Es gibt ja diesen alten Trauerspruch:
du dachtest nie an dich,
nur für die Deinen streben
hieltest du für deine Pflicht.
Gruselig, nicht wahr?
Der Evangelist Wilhelm Busch hat zu diesem Trauerspruch mal geäußert, dass das eher ein Trauerspruch für ein Pferd als für einen Menschen ist. Wobei, man muss vielleicht Jüngeren erklären, dass Pferde früher üblicherweise keine hochgepäppelten Haustiere waren, für die sich ihre Besitzer (nach meiner Erfahrung meistens Frauen) zum Teil verschulden, sondern es waren Arbeitstiere, die den ganzen Tag vor Karren gespannt waren, den Pflug auf dem Feld ziehen mussten und eigentlich nur gearbeitet haben. Für diese Pferde war Arbeit sicherlich der Lebenssinn, aber sie hatten auch keine Wahl.
Hier ist es wieder, das Nicht-Bleibende. Wofür schuftet man, wenn letztendlich nichts dabei herauskommt?
Für die Pferde kam auch nicht so viel bei raus, die kamen zum Abdecker, wenn sie fertig waren.
Wenn man durch Arbeit Erfüllung erhalten will, kommt man natürlich an Grenzen. Ein stückweit Erfüllung ist natürlich normal. Wenn man etwas gemacht hat, dann gibt einem das eine gewisse Befriedigung. Wenn ich in meiner Werkstatt etwas zusammengebastelt habe, dann laufe ich natürlich zu meiner Frau und prahle: „Guck mal, was ich gemacht habe.“
Aber richtige Erfüllung gibt das nicht. Die Arbeit kann nur ein Diener sein, so wie es z.B. in Apostelgeschichte 20, 35; NL von Paulus geschildert wird:
Die Arbeit gibt einem Mittel, anderen zu helfen. Sie gibt einem Mittel, zu überleben und natürlich auch für ein bisschen Vergnügen.
Und insbesondere wenn der Lohn der Arbeit direkt oder indirekt zum Reich Gottes beiträgt, war sie nicht sinnlos und vergebens.
Zusammenfassung
Ich komme zum Schluss:
- Zum Verständnis der Perspektive im Predigerbuch „Unter der Sonne“ habe ich das Bild vom Kind in der Menschenmenge vor einer Bühne verwendet. Steht man drinnen, dann sieht man nur einen kleinen Umkreis und weiß nicht, was außerhalb passiert. Wird man aber vom Vater hochgehoben, dann kann man drüber weg sehen, man sieht die Bühne, man sieht das Entscheidende, man sieht das Ewige. Wir können den Himmel offen sehen und müssen uns nicht auf den Blick unter der Sonne beschränken.
- Unter der Sonne ist alles vergeblich, weil sich nichts wirklich ändert und sich alles nur wiederholt. Es gibt nichts neues.
- Und dann empfindet Salomo auch die Weisheit und Klugheit unter der Sonne als sinnlos. Wenn man sie absolut setzt und Erfüllung davon erwartet, ist sie sinnlos. Wenn man sie aber richtig einordnet, dann ist sie ein wertvoller Diener.
- Ebenso kann das Vergnügen kein Lebenszweck und -ziel sein, sondern es ist Beiwerk für Menschen, die ihr Vertrauen auf Jesus setzten. Und Gott schenkt auch Genuss.
- Dasselbe gilt für die Arbeit. Sie ist für das irdische Überleben wichtig und sie gibt einem Mittel in die Hand, um Gutes für andere Menschen und das Reich Gottes zu tun. Und das hat ewigen Wert, aber nicht die Arbeit an sich. Und wie schon erwähnt: Ein bisschen Genuss fällt dabei auch noch ab.
Und wenn wir bei Jesus sind, dann werden wir vollständig erkennen.