Leichlingen, 25.3.2001

König Ahab

  1. Übersicht über Ahabs Leben

  1. Einleitung: Wer war Ahab?

Die erste Beschreibung von Ahabs Leben finden wir in 1. Kön. 16, 29-33.

(lesen)

Das hört sich nicht gut an.

Zuerst einmal ein paar Hinweise zu den "Sünden Jerobeams", die hier erwähnt wurden:
Jerobeam war der erst König von Israel nach der Reichsteilung in Juda und Israel. In Juda herrschte Rehabeam, der Sohn Salomos, und in Israel Jerobeam.
Nun hatte Jerobeam ein religiöses Problem: Jeder Jude sollte einmal im Jahr nach Jerusalem zum Opfern reisen und Jerusalem lag in Juda und nicht in Israel.
Nun dachte Jerobeam: Wenn meine Einwohner jedes Jahr nach Jerusalem - also in Feindesland - reisen, dann wenden sie sich bestimmt wieder dem König von Juda, Rehabeam, Salomos Sohn, zu und fallen von mir ab. Also hat er sich dann eine eigene Religion ausgedacht, mit vielen Parallelen zum jüdischen Glauben.
Er stellte zwei Stierbilder auf und bezeichnete sie als die Götter, die Israel aus Ägypten geführt haben. Dazu berief er eigene Priester und hielt in eigenen Tempeln in Israel eigene Versammlungen ab.

Nun kann man sicherlich Verständnis für Jerobeams Situation haben, aber Gott hat ihm einen ähnlichen Segen wie David verheißen, wenn er Gott treu ist. Aber er hat seinem politischen Verstand mehr als Gott vertraut.

Kein israelitischer König ist mehr von Jerobeams Sünden – dieser falschen Religion – umgekehrt, wahrscheinlich, weil sie alle die selben Bedenken wie Jerobeam hatten. Das ist Israel letztendlich zum Fallstrick geworden.

Auch Ahab hielt – wie schon erwähnt – an Jerobeams Sünden fest.

Aber er ging noch viel weiter: Während Jerobeams Religion noch sehr ans Vorbild erinnerte, führte Ahab auch noch die Baals-Religion in Israel ein, eine ziemlich perverse Religion. Da wurden z.B. Babys geopfert, um Baal gütig zu stimmen.

Außerdem ließ er ein Standbild der Göttin Aschera aufbauen, die mit einem Fruchtbarkeitskult zusammen hing. Dies förderte wahrscheinlich neben der Abgötterei obendrein auch noch die Ausübung von Ehebruch.

Dazu hatte Ahab noch eine Frau Isebel, die Gottes Propheten sehr feindlich eingestellt war.
Im Kapitel später wird erwähnt, daß sie die Propheten in Israel ausgerottet hat. Einige sind entkommen, aber viele sind dabei umgekommen.

Alles in allem: Kein Wunder, daß Gott zornig war.

Ist diese Situation damals mit uns heute vergleichbar?

Vergleichbar ist sicherlich, daß es hier viele „christliche“ Religionen gibt, die ähnlich dem Glauben an Jesus sind, aber die selben Begriffe z.T. ganz anders füllen und sich einander teilweise widersprechen. Z.B. steht der Ausdruck „an Gott glauben“ heute für „Gottes Existenz für wahr halten“, anstatt „Gott vertrauen“, so wie die Bibel es uns sagt. Andere sehen in dem Satz „ich glaube an Gott“ nur einen anderen Satz für „Ich bin nett zu meinen Mitmenschen“ und die eigentliche Beziehung zu Gott als Person wird überhaupt nicht in Betracht gezogen. Auch Jesus wird nur als Vorbild, nicht mehr als Retter, Herr und einziger Weg zum Heil gesehen. Ich bin sicher, man würde noch viel mehr Bedeutungsveränderungen von altbekannten, biblischen Begriffen feststellen, wenn man die heutige Praxis in verschiedenen „christlichen“ Kirchen untersuchen würde.

Im Gegensatz zu Ahab werden bei uns aber keine Kinder geopfert.
Allerdings finden wir in anderen Ländern heutzutage ähnliche Praktiken.
Da sagt man z.B. Jugendlichen oder Kindern, wenn Du kämpfst und stirbst, dann kommst Du ins Paradies und man hat dann willfährige kleine Kampfmaschinen. Dies ist z.B. während des Iran-Irak-Krieges auf Seiten des Iran passiert. Da werden Kinder für religiöse oder politische Interessen geopfert. Auch in vielen Guiriellia-Kriegen werden Kinder an die Front geschickt.

In Sachen Ehebruch ist es heute wieder so wie damals in Israel. Ehebruch ist salonfähig geworden. Es gibt „Seitensprungagenturen“, wo man den Ehebruch buchen kann. Dann wird immer mehr über die Zukunft der Ehe philosophiert. Man redet von einer „seriellen Monogamie“ – wo alle paar Jahre der Partner gewechselt wird – als einer Lebensform, die die lebenslange Ehe ablösen wird. Im Stern war vor kurzem ein ausführlicher Bericht über diese „modernen“, „zukünftigen“ Lebensformen. Dabei wurde auch begründet, warum dieser neue Lebensstil viel besser zum modernen Menschen passen würde und es wurde auch sonst viel pseudowissenschaftlich herumspekuliert.
Die Kinder wurden dabei interessanterweise gar nicht oder nur am Rande erwähnt. Die geraten bei so einem Lebensstil immer unter die Räder.

In der heutigen Zeit scheint es klar zu sein, daß der Egoismus die Religion und den Lebensstil vorgibt. Aber was für Motive hatte Ahab? Man kann diese Frage nicht so einfach beantworten.

Ich möchte nun – nach dieser relativ langen Einleitung – Ahabs Leben betrachten, um ihn etwas besser kennen zu lernen.

Was von Ahab in der Bibel überliefert ist, kann man in 5 Abschnitte einteilen:

  1. Ahabs Leben vor der Begegnung mit Elia (haben wir schon in der Einleitung betrachtet)

  2. Die von Elia angekündigte Trockenzeit, die im Gericht über die Baalspriester endet

  3. Ahabs Siege gegen Aram

  4. Ahabs Gewalttat an Nabot

  5. Ahabs letzter Krieg gegen Aram und sein Tod

  1. Ahab contra Elia

Das erste Auftreten von Elia in der Bibel beginnt in 1. Kön. 17,1 (lesen).

Nach dieser Ankündigung flieht Elia vor Ahab und Gott versorgt ihn an verschiedenen Orten auf wunderbare Weise: Erst durch Raben an einem Bach, dann bei einer Witwe dadurch, daß deren minimale Mehl- und Ölvorräte durch ein Wunder nicht versiegen. Nach dem die Dürre eine längere Zeit dauerte, schickt Gott Elia wieder zu Ahab, um ihm das Ende der Dürre anzukündigen.

Als die Dürre immer schwerer wurde, geht Ahab mit seinem Hausherrn Obadja los, um das Land nach Wasser zu durchsuchen: 1. Kön. 18, 5.6 (lesen)

Dieser kurze Abschnitt sagt sehr viel über das Leben Ahabs aus. Als König – so sollte man meinen – müßte er doch eine umfangreiche Polizei, Armee, Geheimdienst usw. haben, die er das Land durchkämmen lassen könnte. Aber er hat anscheinend nur einen, auf den er sich verlassen kann: Obadja, der für den königlichen Haushalt verantwortlich war, so eine Art Hausmeister. Das scheint häufig vorzukommen, daß Leute, die ein in Gottes Sinne falsches Leben führen, nur noch wenigen Vertrauen können. Das ist eine besondere Art der Vereinsamung: Man hat dann viele „Cocktail“-Freundschaften aber nur ganz wenig Vertraute. Bei Ahab war es nur noch einer, obwohl er als König doch sicherlich viele Leute kannte, die in seiner Nähe sein wollten.

Dieser Obadja war ein ganz interessanter Typ. Er wirkt einerseits äußerst ängstlich:
1. Kön. 18, 8-12; (lesen)

Da denkt man doch, das ist ein richtige Schisser.

Aber, wenn man weiterliest: 1. Kön. 18, 13-14 (lesen) .
Man sieht, daß er bei all seiner Angst sein Leben riskiert hat, um Diener Gottes zu retten.

Das klingt schon absurd: Der einzige, zu dem Ahab vertrauen hat, ist ein Diener Gottes, heute vergleichbar mit einem, der Jesus Christus nachfolgt. Man kann zwar ein ängstlicher Typ sein, aber Gott gibt einem trotzdem die Kraft, ihm gehorsam zu sein und etwas zu bewirken.

Doch zurück zu Ahab:

Bei der Begegnung mit Elia gibt er Elia die Schuld an der Dürre: 1. Kön. 18, 17-20 (lesen)

Ahab macht das, was Elia ihm sagt, obwohl Elia ihn sogar als Schuldigen an Israels Misere bezeichnet. Warum?

Ich denke, daß Ahab kein verbohrter Fanatiker war. Er hat gelebt, wie er es für richtig hielt, aber war auch offen für anderes. Die Situation für Israel und für ihn war sehr ernst (Dürre) und Elia schien der Schlüssel zur Lösung der Probleme zu sein. Anscheinend ist Elia auch sehr vollmächtig und überzeugend aufgetreten, so daß Ahab sowieso merkte, daß an Elia etwas besonderes dran war.

Zusammen mit den Baalspriestern führt Elia eine Art Wettstreit im Beisein des Volkes durch, bei dem die Baalspriester trotz stundenlangem Schreien von ihrem Gott nicht erhört werden und Elia nur ein einfaches Gebet spricht und von Gott erhört wird. Daraufhin bekennt sich das ganze Volk Israel zu Gott. Danach werden die Baalspriester alle von Elia eigenhändig mit dem Schwert getötet und das ganze Volk hilft ihm dabei.
Dieses Vorgehen gegenüber den Baalspriestern wirkt heute eher kriminell als gerecht. Aber man muß dabei bedenken, daß in der Zeit vor Jesus Christus sehr häufig Gott seine Diener sein Gericht an Menschen ausführen ließ und das beinhaltete oft die Tötung der Schuldigen. In diesem konkreten Fall war es auch wichtig, daß das Volk deutlich sieht, daß Baal nur ein Stein war und damit ein Gott ist, der nicht hilft. Er konnte seine Leute nicht beschützen.
Sein Jesus Christus am Kreuz gestorben ist, liegt der Schwerpunkt von Gott auf der Gnade und auf der Sündenvergebung. Allerdings übt Gott immer noch Gericht, aber es sind nicht die Jünger Jesu, die Christen, die es ausführen müssen. Wir haben jetzt den Auftrag, auf Jesus hinzuweisen und auch vor dem kommenden Gericht zu warnen, aber das Gericht wird Gott selbst ausüben, das werden nicht wir tun.

Interessant ist, daß Ahab diesem allem einfach nur zugesehen hat. Schließlich hat ja seine Frau Gottes Propheten umbringen lassen und beide haben die Baalsreligion in Israel eingeführt und selbst praktiziert. Es ist nicht ganz eindeutig zu erkennen, ob Ahab von diesen Ereignissen beeindruckt war oder ob er wegen dem Volk nichts unternommen hatte. Vielleicht hatte er noch die Dürre im Kopf und dachte sich: „Solange die Dürre da ist, unternehme ich besser nichts gegen Elia.“

Als Ahab das am nächsten Tag seiner Frau erzählt, will diese Elia daraufhin umbringen lassen. Elia flieht in die Wüste und wird von Gott versorgt und mit neuen Aufträgen betraut.

Auch hier unternimmt Ahab anscheinend nichts. Er läßt seine Frau gewähren.

Es ist schwer, Ahabs Beweggründe einzuschätzen. Vielleicht hatte er nur Angst vor seiner Frau. Aber ich glaube eher, daß er ein kluger Mann war und „modern“ gedacht hat, mal sehen, wie sich das mit Gott so entwickelt. Er hatte ja Gottes Macht gesehen und fand es sicherlich interessant. Vielleicht dachte er auch, daß er selbst auch einmal von der Hilfe Gottes profitieren könnte. „Schaun 'mer mal.“

  1. Ahabs Siege gegen Aram

Der nächste in der Bibel überlieferte Abschnitt über Ahab sind seine Kriege gegen Aram.

1. Kön. 20, 1-12 (lesen)

Ahab ist bereit, für sein Volk seine Familie und sein Gut zu opfern. Dies ist ein äußerst nobles und fürsorgliches Verhalten gegenüber seinem Volk. Über die Richtigkeit kann man sicherlich streiten, da Ahab ja auch eine Fürsorgepflicht gegenüber seiner Familie hat und es gibt auch keinen Hinweis darauf, daß er vielleicht Isebel loswerden wollte ;-) Aber ich denke, es ist sicherlich positiv zu sehen, daß er bereit war, sein Liebstes, seine Familie, herzugeben, um sein Volk zu bewahren.

Ben-Hadad stellt jedoch unverschämte Forderungen, die Ahab eigentlich nur ablehnen kann. Und diese kleine Spitze gegen den überheblichen Ben-Hadad macht Ahab ja auch irgendwie sympathisch: Wer das Schwert umgürtet, rühme sich nicht wie einer, der es wieder ablegt! Das bedeutet: „Noch hast Du nicht gewonnen!“

Dann passiert etwas sehr interessantes: V.13-15 (lesen)

Gott möchte, daß Ahab ihn als Gott erkennt. Er gibt Ahab also noch eine Chance. Dieser Ahab, der bisher ein fürchterliches Leben geführt hat, von dem will Gott, daß er ihn als Gott erkennt. Dies ist natürlich eine ganz klare Parallele zu Jesus Christus heute. Jesus möchte, daß die Menschen heute ihn als Gott erkennen. Er spricht auf verschiedene Weise zu ihnen. Und er möchte sie durch seine Güte zur Umkehr leiten und ist deshalb auch oft zu Nicht-Gläubigen gütig, damit sie zu ihm umkehren. Das kann durch seine Diener passieren, die diakonisch helfen, die sich Zeit nehmen, das kann aber auch durch ein direktes Eingreifen Gottes passieren, wenn sie in Not sind und oft zum ersten Mal seit langer Zeit beten. Bei Ahab hat Gott sogar von sich aus geholfen, ohne das er darum gebeten hat. Gott gibt ihm sogar taktische Hilfestellungen.

Dann kommt der Kampf und es wird ein grandioser Sieg für Ahab und Israel, obwohl Aram weitaus in der Überzahl war.

Gott warnt ihn dann vor dem nächsten Krieg und als es soweit ist, sagt Gott ihm wieder seine Hilfe zu: V. 28 (lesen)

Gott hat also wirklich Interesse an Ahab und genauso interessiert er sich heute für jeden Menschen. Zu Jesus kann jeder kommen.

Ahab gewinnt wieder grandios gegen Aram. Dann tötet er Ben-Hadad aber nicht, sondern schließt einen Bund mit ihm, der scheinbar – rein politisch gesehen – für Israel Sinn macht.

Allerdings war Gott nicht damit einverstanden: V. 42 (lesen)

Gott hatte Ben-Hadad also zum Tode verurteilt und Ahab hätte es ausführen sollen. (Hier gilt dasselbe wie das oben für Elia und die Baalspriester gesagte). Es war für Ahab keine unüberwindliche Aufgabe, das Urteil hätte er – als Kriegsherr war er das Töten gewohnt – locker vollstrecken können. Aber er war ungehorsam. Er vertraute mehr seinem politischen Verstand.

Ahab war von Gottes Spruch auch nicht begeistert: V. 43 (lesen)

Auch hier ist wieder eine ganz klare Parallele zum modernen Menschen heute. Gottes Hilfe erfahren, das ist OK. Man ist ja offen für neues. Aber sobald es um Gehorsam geht, darum, auf Gott zu hören, dann wird er mißmutig und wütend. „Ich laß mir doch nichts sagen. Ich weiß schon, was gut für mich ist. Ich kenne mich aus.“ Ahab war politisch erfahren, seiner Ansicht nach war der Bund mit Aram klug. Und dann auch noch eine Gerichtsbotschaft: Das verträgt der moderne Mensch ja überhaupt nicht. „Was passiert mit mir, wenn ich nicht zu Jesus komme? Du spinnst ja. Du willst mich ja nur unter Druck setzen.“ Das Wissen um so eine Reaktion der Nichtgläubigen ist so in uns Christen drin, daß wir uns kaum trauen, auf das zukünftige Gericht hinzuweisen. Wie soll man das auch erklären, das paßt ja wirklich überhaupt nicht zu der heutigen Denkweise. Auch ich persönlich kann mich nicht erinnern, in letzter Zeit mal irgend jemand auf das kommende Gericht Gottes hingewiesen zu haben. Ich persönlich wüßte gar nicht, mit welchen Worten ich das machen sollte. Nun ist es ja auch so, daß die Gnade und Güte schon die Botschaft von Jesus Christus dominiert, aber das Gericht darf nicht ausgeblendet werden.

  1. Ahabs Gewalttat an Nabot

Bisher haben wir Ahab in verschiedenen Facetten kennengelernt: Vieles Negative, aber auch manches Positive.

1. Kön. 21, 1-16 (lesen)

Ist der moderne Mensch auch so? So skrupellos? Hey, könnte man sagen. Das war er ja gar nicht, das war ja seine Frau. Die hat ihn verführt, er war ja gar nicht schuld.
Das ist natürlich Quatsch, er hätte als König das ja verhindern können. Er hat es natürlich in Kauf genommen. Er hat sich nicht die Hände schmutzig gemacht, er hat ja nur profitiert.

Der moderne Mensch macht so etwas auch nicht. Er verschließt die Augen, wenn er davon profitiert. Als Vergleich zu Ahabs Handeln drängten sich mir als erstes die Tatsache auf, daß viele Hehler seriöse Abnehmer haben. Die vielen Sachen, die heutzutage gestohlen werden, werden ja von irgendwelchen Leuten gekauft, die sich über diese „günstige“ Gelegenheit freuen. Das ist dann normalerweise vom Laster gefallen und daher besonders günstig.

Das erscheint natürlich jetzt sehr pauschal und übertrieben. Ich möchte auch nicht allen modernen Menschen unterstellen, daß sie bedenkenlos Hehlerware kaufen. Aber die Sünde ist in jedem Menschen und es passiert nicht selten, daß ein normaler Mensch für seinen Vorteil Recht, Gesetz und die Rechte von anderen einfach nicht mehr kennen will. Das passiert besonders dann, wenn das Risiko gering zu sein scheint, wie z.B. bei Versicherungsfällen und der Steuererklärung. Es geht nicht immer bis zum Mord. Aber wieviele „anständige“ Geschäftsleute haben im dritten Reich gerne von der Enteignung und Ermordung von jüdischen Geschäftsleuten profitiert.

Aber die Episode geht weiter:

1. Kön. 21, 17-29 (lesen)

Zuerst bezeichnet Ahab Elia als Feind. Das ist oft so. Wenn die Wahrheit der Feind ist, dann wird auch der, der die Wahrheit überbringt, als Feind behandelt.

Das Gericht scheint sehr hart zu sein, da es sich auch auf Ahabs Nachkommenschaft bezieht. Aber ich denke, daß das Gericht auch deshalb so hart ist, weil Ahab als König auch in der öffentlichen Aufmerksamkeit steht und Gott daher ganz besonders klarstellen muß, daß Ahab falsch gehandelt hat.

Aber dann tut Ahab Buße. Und er scheint es ernst zu meinen, weil Gott seine Buße anerkennt. Anscheinend hat er gemerkt, was er getan hat. Er hat irgendwie noch ein Gewissen, noch eine Antenne zu Gott. Auch viele Menschen heute merken, daß in ihrem Leben vieles falsch läuft. Besinnungswochenenden, Einkehrveranstaltungen in Klostern, so etwas ist immer gut besucht. Man will seinem jetzigen Leben irgendwie eine neue Richtung geben, man möchte zu Gott.

Oft gehen diese Umkehrwünsche nur so weit, bis man merkt, daß man was ändern muß. Dann verfliegt die Lust auf Umkehr ziemlich schnell.

Auch bei Ahab war die Buße leider nicht dauerhaft.

  1. Ahabs letzter Krieg gegen Aram und sein Tod

Nun kommt ein Kapitel, das fast mein Lieblingskapitel sein könnte.

2. Kön. 22

V. 1-4; (lesen)

Joschaphat, der König von Juda, verbündet sich mit Ahab. Joschaphat war im Gegensatz zu Ahab ein gläubiger Mann, der Gott treu war. Und laut 2. Chr. 19, 2 hat er mit diesem Bündnis falsch gehandelt. Ich will jetzt aber nicht näher auf die Frage der Ökumene eingehen, die sich als Vergleich hierzu aufdrängt.

V. 5.6; (lesen)

Das ist echt überraschend, daß Ahab auf einmal 400 Propheten hat, die für ihn das Wort des HERRN befragen. Anscheinend hat sich in den vergangenen 3 Jahren doch einiges geändert. Er befragt keine Baalspriester mehr, er hat jetzt Propheten des Herrn. Höchstwahrscheinlich sind auch welche von denen dabei, die Obadja damals gerettet hat.

Und sie sagen ihm den Sieg voraus, wie bei den letzten Kriegen auch. Das ist doch prima, oder?

Komischerweise mißtraut der Gottesmann Joschaphat diesen 400 Propheten und fragt nach weiteren. Was ihn daran störte, ist hier nicht zu erkennen. Vielleicht war es sein Gespür für Gottes Reden und irgendetwas irritierte ihn an Ahabs Propheten.

V. 7-16; (erklärend lesen, so daß der Text für sich spricht)

Hier wird es kurios. Micha sagt etwas positives und Ahab glaubt ihm nicht. Warum Micha erst nicht die Wahrheit sagt, ist nicht so ganz klar. Vielleicht hat er Angst, oder er will nicht immer der Störenfried sein. Vielleicht denkt er auch, wenn Gott einen Lügengeist geschickt hat, dann will sein Tun nicht sabotieren.

V. 17-28; (lesen)

Offensichtlich glaubt keiner dem Micha, weder Ahab noch Joschaphat, sonst wären beide wohl nicht in den Krieg gezogen.

Die anderen Propheten spielen hier eher eine dubiose Rolle. Sie scheinen eher dem König als Gott treu zu sein.

Auch hier haben wir wieder eine interessante Parallele von Ahab zum modernen Menschen. Ok, das mit Gott ist gut, dann interessiere ich mich dafür, geh mal öfter hin und mache mein Leben etwas christlicher. Ahab gab sich mit den Propheten noch ein „christliches“ Outfit. Aber der Herr über sein Leben blieb er selber.

Und genauso kann sich heutzutage bei einem Menschen, der sich für Jesus interessiert, äußerlich einiges ändern. Aber wenn Jesus nicht der Herr über das Leben wird, dann wird sich nicht wirklich etwas ändern. Gott hat über Ahab gesagt, daß er seine Aufgabe nicht ordentlich wahrnimmt (Israel ist zerstreut, wie Schafe ohne Hirten). Da nützt ihm auch sein frommes Outfit, seine 400 Propheten, nichts. Ebenso kann man heute nicht so leben, wie es Gott gefällt, wenn man nicht Jesus sein Leben gibt. Es wird vielleicht auf manche Menschen so wirken, aber es kann Gott dann nicht gefallen, es ist letztendlich umsonst gelebt.

Das Ende von Ahab: V. 29-38; (lesen)

Er probiert noch einen letzten Trick, der ihm nichts nützt. Er kämpft tapfer, aber vergebens.

  1. Zusammenfassung

Was für eine Bilanz ziehen wir aus dem Leben Ahabs?

Er führte ein Leben, das Gott ein Greuel war. Aber Gott gab ihm trotzdem Chancen und Ahab hatte Begegnungen mit Gott. Er war in gewisser Weise offen für Gott und manchmal deuteten sich Lichtblicke in seinem Leben an. Er gab an einem Punkt sogar Gott recht und bekannte seine Schuld.

Aber er kehrte in seinem Leben nie richtig zu Gott um und deshalb war alles nur halbe Sache und letztendlich vergebens. Sein Leben hat sich nur etwas äußerlich verändert.

Ich hatte schon oft mit Leuten zu tun, die „offen“ für Jesus waren. Sie kamen eine Zeitlang, waren interessiert, vielleicht sogar begeistert und merkten auch irgendwie, daß da etwas an der Sache mit Jesus dran ist. Wir sind dann selbst oft begeistert, wenn wir mit solchen offenen Leuten zu tun haben.

Aber alles steht und fällt mit der Frage, ob Jesus als Herr angenommen wird. Wenn die Offenheit nicht dahin führt, dann ist sie vergebens.

Gott hat Ahab schon mit schweren Ereignissen konfrontiert – z.B. die Dürre –, um ihn ans Nachdenken zu bringen und Ahab war auch Zeuge großer Ereignisse. Aber Gott wollte, daß Ahab ihn kennenlernt. In seiner Güte hat er Ahab seine Hilfe erfahren lassen.

Jesus möchte auch heute durch seine Güte, Menschen zu sich rufen. Beten wir dafür, daß sich Menschen öffnen und nicht wie Ahab auf halber Strecke stehen bleiben. Nur unter Jesu Herrschaft bekommen ein Mensch Sündenvergebung, neues Leben und Frieden.

AMEN