Einleitung
Wir haben ja letzte Woche über das Thema „Annahme“ und den Umgang mit Sündern nachgedacht und dabei auch den Sinn und Zweck von Geboten betrachtet.
Ich möchte an das Thema so ein bisschen anschließen und mit Euch heute über Verbote nachdenken und über Warnungen davor, solche Verbote zu übertreten.
Warum auch nicht? Manche werfen uns Christen ja vor, dass Verbote in unserem Glauben unheimlich wichtig wären und dann können wir ja auch einmal darüber sprechen.
Und der Text dazu darf ruhig einmal ein bisschen schwierig und herausfordernd sein (1. Korinther 10, 1-13; NGÜ):
So ein bisschen scheint ja dieser Text diverse Vorurteile gegenüber der Bibel zu bestätigen. Gott haut alle gnadenlos weg, die sich nicht an die Gebote halten.
Diese Sichtweise ist natürlich dummes Zeugs und wir wollen uns diesen Text einmal genauer ansehen, um etwas daraus zu lernen. Denn deswegen sind wir ja hier.
Startbedingungen
In diesem Abschnitt wird das Volk Israel als Beispiel für uns Christen genommen. Und genauso wie das Volk haben wir alle die selben Startbedingungen.
Hier ist die Rede von einer Wolkensäule über ihnen und dem Durchqueren des Meeres, was ja beim Auszug aus Äqypten passiert ist.
Es fängt an, als die Ägypter die Israeliten ziehen ließen (2. Mose 13, 20-22; NL):
Und dann wird es ernst, weil die Ägypter auf einmal ihre Meinung ändern. Gott spricht hier zu Mose (2. Mose 14, 16-29; NL):
Das ist natürlich jetzt ziemlich hart gegenüber den Ägyptern gewesen, aber aus Sicht der Israeliten war das die Befreiung. Die Sklavenhalter und Unterdrücker sind im Meer zurückgegeblieben und das neue Leben, die neue Freiheit, hat begonnen. Das ist schon ein guter Vergleich damit, was passiert, wenn ein Mensch mit Jesus beginnt.
Der Begriff „auf Mose getauft“ finde ich in dem Zusammenhang sehr interessant. Beim Auszug und der Befreiung waren die Israeliten natürlich sehr auf Mose fixiert. Er war der Prophet, das Sprachrohr Gottes. Sie mussten sich auf ihn einlassen und ihm folgen. Vielleicht ist das ein bisschen vergleichbar mit der Taufe des Johannes. Die Einwohner von Jerusalem haben sich von Johannes taufen lassen und hatten noch keinen Blick für Jesus Christus. Sie haben nur verstanden, dass sie umkehren, sich ändern mussten und wussten aber noch nicht so richtig wohin.
Und die Israeliten wurden von Gott versorgt, sie bekamen das Manna vom Himmel und sie bekamen das Wasser aus dem Felsen, den Paulus mit Jesus vergleicht. Das ist in 2. Mose 17, 1-7; NL beschrieben, nach dem die Israeliten schon eine Zeitlang in der Wüste unterwegs waren:
Der Vergleich mit Jesus ist, denke ich, so gemeint, dass Jesus immer da ist und dass man nur durch ihn wahres Leben hat, auch wenn wir uns sehr trocken, sehr durstig fühlen. Wir sind ja nicht nur Vereinsmitglieder, die durch einen Initiationsritus wie die Taufe Mitglieder geworden sind, sondern wir haben ja Jesus Christus erlebt, so ein kleines Stück verstanden, was es heißt, das Wasser des Lebens zu schmecken.
Und das sind die selben Startbedingungen, die wir Christen alle haben, die, die wir mit Jesus begonnen haben.
Umkommen
Kommen wir zurück zum Anfangstext aus 1. Korinther 10 zurück und in Vers 5 kommt dann die Aussage mit dem Umkommen (V.5; NGÜ):
Das hört sich ganz schön hart an. Ich denke nicht, dass das für heute wörtlich gilt, denn dann hätten wir viel mehr Tote im Land.
Aber man muss natürlich beachten, dass Paulus hier die Israeliten mit uns Christen heute vergleicht. Wir sind die in der Wüste und ohne das Wasser des Lebens kommen wir um. Wir leben zwar physisch weiter, aber ohne Jesus ist das kein wahres Leben mehr. Wir haben ja auch selbst erlebt, dass Menschen, die mit uns längere Zeit unterwegs waren, in dem Sinne umgekommen sind, dass sie jetzt nicht mehr mit Jesus unterwegs sind. Es fehlen einfach viele hier unter uns, die auch nirgendwo anders ihren Weg mit Jesus fortgesetzt haben.
Gott zwingt niemanden, ihm zu folgen, von daher lässt er Leute in Bezug auf Teilnahme am wahren Leben auch umkommen, wenn sie sich von ihm abwenden.
In den folgenden Versen zählt Paulus einige Punkte dazu auf und er fasst sie am Anfang mit folgendem Satz zusammen (V.6; NGÜ):
Hier geht es natürlich schon um eine grundsätzliche Ausrichtung. Suchen wir die Nähe Jesu, die Ausrichtung auf ihn?
Aber schauen wir uns die einzelnen Punkte einmal an:
Götzendienst
V.7; NGÜ
Der goldene Stier, oder in anderen Übersetzungen heißt es etwas bekannter: „Das goldene Kalb“. Das hat es sogar als Redewendung in unseren normalen Sprachgebrauch geschafft.
Wieso haben die Israeliten das überhaupt gemacht?
Mose hat damals viel Zeit auf einem Berg bei Gott verbracht und war oft wochenlang nicht zu sehen. Mose war damals ja aber das Sprachrohr Gottes, die Verbindung zu Gott (2. Mose 32, 1-6; NL):
Ein unsichtbarer Gott ist doch nicht das richtige, mal will doch was sehen. Besser den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Berg. Und daher schuf sich der Mensch seinen Gott nach seinem Bilde. So ein Standbildgott kann man besser kontrollieren. Man nimmt das Standbild mit und dann ist Gott immer dabei.
Uns ist heute irgendwie klar, dass ein Standbild kein Gott sein kann, keine Funktion hat und auch nicht erretten kann.
Wir haben heute andere Götzen, von denen wir Hilfe, Glück und Rettung erwarten. Es kann das Geld sein, vor Habgier wird in der Bibel ja auch gewarnt, es kann das Hobby sein, es kann ein anderer Mensch sein und das macht es so schwierig. Auf meiner Arbeit kommt es hin und wieder vor, dass man Begriffe ziemlich genau definieren muss, damit alle von dem selben reden, wenn man über diesen Begriff spricht.
Das ist bei Götzendienst aber nicht möglich.
Nehmen wir als Beispiel ein Hobby wie Fussball: Für den einen ist es Religion und für den anderen ein Hobby, wo er sich an der Stimmung und am Spiel freut. Und beide stehen nebeneinander in der Fankurve.
Oder beim Geld: Für den Einen können Extraschichten, die er kloppt, ein Ausdruck der Liebe für seine Familie sein, damit halt einmal ein schönerer Urlaub drinnen ist, und für den anderen kann es Götzendienst sein, weil er sich durch das Mehr an Geld auch ein Mehr an Glück erkaufen will.
Beim Geld drängt sich der Vergleich mit dem goldenen Kalb schon ein bisschen auf. Wenn man es hat, dann kann man es kontrollieren und man kann es nutzen, wie man will. Man hat alle Möglichkeiten und wenn einem etwas fehlt, dann kauft man es sich. Wenn das Leben öde ist, dann bucht man halt teure, exquisite Events, um damit die Leere zu füllen. Das ist jetzt vielleicht ein blödes Beispiel, denn nicht jedes Event, an dem man teilnimmt, muss für einen persönlich Götzendienst sein, aber ihr versteht, was ich meine
Genauso wie die Israeliten durch das Meer in die Freiheit entkommen sind, genauso ist bei uns jetzt die Freiheit und auch die Verantwortung, selber zu hinterfragen und zu erkennen, was Götzendienst in unserem Leben ist und was nicht.
Wenn man jetzt das Vorurteil, dass Gott nur verbietet usw aufgreift, dann merkt man schon hier beim Götzendienst, dass das nicht stimmt. Das Verbot ist sogar ein Ausdruck der Freiheit und Verantwortung, weil man selber sich hinterfragen und sich selber beurteilen muss. Das kann einem keiner abnehmen. Werfen wir also einen Blick mit Jesus auf unser Leben.
Hurerei / Unzucht
Kommen wir zur nächsten Warnung (V.8; NGÜ):
„Hurerei“ oder wie auch anders oft übersetzt wird „Unzucht“, was ist das?
Vor einigen Jahrzehnten war zumindest in freikirchlichen Gemeinden ganz klar, dass damit Sex vor der Ehe gemeint ist.
Bei diesem Wortepaar wäre eine genaue Definition schon einmal interessant, was das ist und was nicht. Bei Götzendienst ist es klar, dass das schwierig ist: Wie sieht es aber bei Hurerei/Unzucht aus?
Im alten Testament ist es tatsächlich so, dass Sex ohne Ehe mit Hurerei gleichgesetzt wird. Z.B. in 5. Mose 22, 13-29 wird das Szenario beschrieben, wie das ist, wenn ein Mann eine Frau heiratet und er feststellt, dass diese keine Jungfrau mehr ist. In diesem Fall soll die Frau tatsächlich hingerichtet werden. Andererseits, wenn der Mann gelogen hat, dann soll dieser Mann verprügelt werden, muss die Frau dann heiraten und darf sich nie von ihr trennen. In diesem Abschnitt werden auch noch Szenarien beschrieben, was passiert, wenn ein unverheiratetes Paar in Flagranti erwischt wird. Dann sollen beide gesteinigt werden. Passiert das aber außerhalb der Stadt, dann soll nur der Mann gesteinigt werden, denn die Frau hätte ja schreien können und es hätte sie ja sowieso niemand gehört.
Diese Regeln aus dem alten Testament sind natürlich ein Bild für uns, aber sie sind kein direktes, wörtliches Gebot für uns. Keiner von uns ist für die Steinigung, denke ich.
Ich habe bei diesem Thema auch ein gewisses Schlüsselerlebnis gehabt. Vor einer Jugendfreizeit, wo ich als Mitarbeiter mit dabei war, hatte ich vorher mit einer anderen Mitarbeiterin über Inhalte auf dieser Freizeit gesprochen und diese Mitarbeiterin wies energisch daraufhin, dass wir auch das Thema „Sexualität“ behandeln sollten und wir unbedingt daraufhin weisen müssten, dass Sex vor der Ehe nicht richtig ist. Ich habe gesagt, dass ich das auch so sehe, dass ich das aber nicht so leicht fände und wir das sehr sorgfältig erklären müssten.
Und ein paar Wochen später hat sie sich von Ihrem Mann getrennt und ist mit irgend einem andern zusammengezogen.
Ich bin daher etwas defensiver in diesem Thema geworden, aber wir dürfen uns trotzdem nicht drumherum drücken.
Ich denke, wir lesen einfach einmal den Text, auf den sich Paulus hier bezieht. Interessanterweise ist hier von 24.000 Toten die Rede, aber es sind insgesamt 24.000 und Paulus spricht von 23.000 an einem Tag, da passt es wieder (4. Mose 25, 1-11; NL):
Offensichtlich haben die Moabiter ihre Frauen als Waffe eingesetzt. Da damals oft Krieg war, gab es wahrscheinlich sowieso einen Frauenüberschuss in jedem Volk und die Moabiter waren ganz perfide und haben Frauen zu den Israeliten geschickt, um diese für sich und ihre Religion einzunehmen.
Hier passt der Begriff „Hurerei“ irgendwie. Der Körper der moabitischen Frau wurde als Mittel zum Zweck eingesetzt, um Ziele zu erreichen, diesmal nicht finanziell sondern politisch religiös.
Das Problem war hier weniger die Hurerei an sich, sondern der daraus entstandene Götzendienst. Aber irgendwie hing das auch zusammen. Die israelitischen Männer taten für Sex mit den moabitischen Frauen alles, sie ließen sich sogar auf die feindliche Religion ein.
Wie könnte man versuchen, Unzucht bzw Hurerei etwas allgemeiner zu definieren? Ich glaube, man kann das auf zwei Grenzen/Überschriften reduzieren:
- Sex einsetzen, um etwas zu erreichen; das wäre z.B. Einkommen bei Prostitution oder auch andere Ziele, wie es hier im Text stand
- Oder andersherum: Menschen gebrauchen, um Sex zu bekommen; also Menschen als Genussmittel
Wie sieht das bei Beziehungen aus, die nicht rechtlich verbindlich weil unverheiratetet sind? Ich glaube, dass wechselnde Beziehungen, also wie man das mit dem schrecklichen Modewort „serielle Monogamie“ ausdrückt, generell nicht so der Kracher sind, weil man dadurch verlernen kann, durch gute wie auch schlechte Zeiten zu gehen, ganz unabhängig von der sexuellen Komponente.
Das führt jetzt eher vom Thema weg.
Meine Meinung dazu ist, dass die Sexualität so eine mächtige Kraft ist, dass sie deshalb in die Ehe gehört.
Christus herausfordern / Christus versuchen
Kommen wir zum nächsten:
Eine etwas altmodischere Übersetzung beschreibt es als „Christus versuchen“.
Die Geschichte mit den Schlangen ist relativ bekannt. Israel war immer noch in der Wüste unterwegs und es gab immer noch Manna vom Himmel und, immer wenn es nötig war, Wasser, aber nicht immer sofort (4. Mose 21, 4-9; NL):
Das Problem der Israeliten kann man mit der Aussage zusammenfassen: „Gott meint es schlecht mit uns, Gott will uns verrecken lassen.“
Ich vermute, dass diese Gedanken wie ein Gift wirken und deshalb Gott exemplarisch Giftschlagen geschickt hat, um die Giftigkeit und Tödlichkeit dieser Gedanken deutlich zum machen. Es gab aber einen Ausweg. Wer die bronzene Schlange anschaute, bei dem wirkte das Gift nicht. Diese Schlange wurde ja auch im Johannes-Evangelium, in Kap. 3, 14 als Vorbild für Jesus genannt.
Wenn Du glaubst, dass Gott kein Interesse an Dir hat, ja, dass er es böse mit Dir meint, dann kann dieser giftige Gedanke Dein geistliches Leben töten. Da hilft nur der Blick und die Hinwendung zu Jesus Christus.
Gegen Gott auflehnen / Murren
Interessant ist, dass in den meisten Übersetzungen das Wort „Murren“ steht, also statt „auflehnen und Vorwürfe machen“. Was heißt denn „murren“? So ein bisschen herummosern, jammern?
Es ist schon etwas mehr. Warscheinlich spricht Paulus hier den Aufstand eines Mannes mit dem Namen Korach an (4. Mose 16, 1-4; NL):
Sie zweifeln die Autorität von Gottes Sprachrohr, von Mose, an. Ich denke, dass ist heute vergleichbar, als wenn man Jesus als Gottessohn und Erlöser anzweifelt. Alle Religionen sind doch gleich, was soll an Jesus so besonders sein. Wer das macht, der kickt sich auch aus dem wahren Leben heraus, denn nur in Jesus Christus ist das wahre Leben (Johannes 14, 6).
Trost und Hilfe
Wir haben jetzt die Warnungen gehört und ich hoffe, dass es rübergekommen ist, dass es Sinn macht, sich an die Warnungen zu halten. Es handelt sich hier aber nicht um ein einengendes Korsett von Geboten und Verboten, sondern es sind Rahmenbedingungen zum Leben, die wir persönlich für uns erkennen müssen, über die wir nachdenken müssen.
Ich lese noch die letzten Verse.
Und das ist der eigentliche Trost. Gott ist treu, er passt auf uns auf.
Zusammenfassung
Ich fasse noch einmal zusammen:
- Warnungen vor der Überschreitung von Verboten machen Sinn, auch sie manche Vorurteile über die Bibel zu bestätigen scheinen.
- Alle Christen haben durch den Beginn mit Jesus Christus dieselben Startbedingungen, genauso wie alle Israeliten den Auszug aus Ägypten aus der Sklaverei in die Freiheit erlebt haben.
- Trotzdem sind viele in dem Sinn umgekommen, dass sie Jesus verlassen haben und nicht mehr dabei sind.
- Wir haben über Götzendienst nachgedacht, dass es bei einem Götzen darum geht, dass man selber seinen Gott sehen und kontrollieren kann. Götzendienst ist aber sehr individuell. Für den einen kann etwas Götzendienst sein, was für den anderen etwas positives ist. Da muss man sich selber hinterfragen.
- Unzucht/Hurerei: Sex einsetzen, um etwas zu erreichen, oder Menschen gebrauchen, um Sex zu bekommen. Für mich gehört Sex in die Ehe.
- Christus herausfordern / versuchen: Der Gedanke, dass Gott es schlecht mit uns meint, ist Gift und tödlich für unser geistliches Leben. Daher ist es wichtig, Jesus im Blick zu behalten.
- Gegen Gott auflehnen: Jesus Christus ist alternativlos. Verzichten wir auf ihn, dann verzichten wir auf das wahre Leben.
- Gott überfordert uns nicht, er ist treu.