Einleitung
Ich möchte mit Euch heute einen Text betrachten, der mich so ein bisschen an „Game of Thrones“ erinnert hat, diese Serie, die stark angefangen und so schwach geendet hat, dass es sogar Petitionen gab, die letzte Staffel noch einmal zu drehen. Andere Petitionen würde ich wichtiger finden, aber ich fand die letzte Staffel auch doof ;-)
Also im Bibeltext gibt es keine Drachen und keine weißen Wanderer, aber es geht darum, wer den Thron bekommt, und: Es ist eine wahre Geschichte.
Hauptperson ist ein Sohn Salomos mit Namen Rehabeam.
Von Salomo haben sicherlich die meisten schon gehört, seine Weisheit ist ja schon sprichwörtlich geworden, wenn man von einem salomonischen Urteil spricht. Sein Sohn Rehabeam ist allgemein wohl eher unbekannt.
Salomo war gerade gestorben und sein Sohn Rehabeam wollte den Thron übernehmen wie das oft so üblich ist. Manchmal machen ja bei solchen Gelegenheiten die Geschwister Zirkus, weil sie auch den Thron haben wollten, aber diesmal war klar, das Rehabeam der Nachfolger ist.
Ein paar Worte noch zur Vorgeschichte: Sein Vater Salomo hatte lange Zeit ein ruhiges Leben und es war Frieden in Israel und Umgebung. Dann wandte sich Salomo auch anderen Religionen zu. Er heiratete viele Frauen aus anderen Kulturkreisen und Religionen, die Mehrehe war damals noch leider üblich, und baute ihnen diverse Tempel und Kultstätten und betete auch mit ihnen dort.
Nach einer intensiven Gottesbegegnung und einem konsequenten Leben in seiner Jugend wurde er also im Alter beliebig.
Dann hat Gott durch einen Propheten mit Namen Ahija einem jungen Mann namens Jerobeam den Nordteil von Israel als eigenes Königreich versprochen, um es Salomos Nachkommen wegzunehmen.
Das wurde irgendwie bekannt und Salomo wollte Jerobeam töten lassen, aber der ist rechtzeitig abgehauen.
Die Vorgeschichte endet mit folgenden Versen (1. Könige 11,42-43; NL):
Bestätigung als König
Das schien ja alles ganz einfach zu sein. Sein Sohn Rehabeam wurde König. Aber ganz soweit war es doch noch nicht (1. Könige 12,1-5; NL):
Wie jetzt? Es werden Bedingungen gestellt? Was soll denn das jetzt? Er ist doch der rechtmäßige König, oder?
Und Jerobeam spielt jetzt auf einmal auch wieder mit. Die führenden Männer Israels haben ihn geholt. Alternativen sind nie schlecht, oder? Und man kann vielleicht etwas für sich herausschlagen.
Geistliche Fragen, z.B. was will Gott, werden hier gar nicht gestellt. Man orientiert sich alleine am eigenen Nutzen.
Rehabeam reagiert hier erst einmal richtig. Er will Bedenkzeit haben und sich beraten. Das ist in schwierigen Situationen nicht verkehrt.
Der gute Rat
(1. Könige 12, 6.7; NL):
Das ist sicherlich ein guter Rat. Die Situation ist ja ziemlich angespannt.
Nun könnte man sagen, aber ich bin der König. Das ist mein Recht, was erdreisten die sich. Die sollen meine Autorität akzeptieren!
Sicherlich ist der Rat hier auch Taktik. Sie reden von „heute“. Sei heute freundlich und komme ihnen entgegen, dann werden sie dir treue Untertanen sein.
Wir sehen hier tatsächlich auch einen Hinweis auf Jesus, der von sich selbst sagt (Markus 10, 45; NEÜ):
Aber Jesus ist auch als König gekommen, wie es auch im Gespräch mit Pilatus deutlich wird (Matthäus 27, 11; NL):
Also Jesus Christus ist ein dienender König, er meinte das ernst und er lebte und lebt das auch.
Kommen wir zurück zu Rehabeam. Er hätte hier die richtige Entscheidung treffen können, aber (1. Könige 12, 8-11; NL):
Warum reden die so? Anscheinend sind diese Leute wohlsituiert aufgewachsen und haben nie mitbekommen, wie hart das Leben in einfachen Verhältnissen ist. Die haben offenbar nie die Perspektive von armen Leuten eingenommen, anders kann ich mir das nicht erklären.
Nur Druck hilft, was ist das für eine Logik?
Aber der Druck geht meistens auch nur nach unten, das ist auch noch heute so. Die Zeiten sind schlecht, wir müssen verzichten, usw, aber das trifft meistens die Ärmeren. Warum gibt es z.B. keine Übergewinnsteuer auf Extragewinne im Energiesektor? Das hat die Vorzeige-Kapitalistin Maggie Thatcher in den 80ern schon getan.
Also damals wie heute hielten manche Leute „Druck ausüben“ für eine gute Sache, meistens die, die den Druck ausüben. Die Berater von Rehabeam wurden, glaube ich, nicht mit der Peitsche bestraft.
Dazu kommt noch, dass junge Leute oft weniger Verständnis für die Probleme andere haben. Sie sind häufig absoluter und oft auch mehr schwarz-weiß-mäßig unterwegs.
Auch von Rehabeam lesen wir nicht, dass er nach Gottes Willen fragen. Er hätte wie sein Großvater David beten können, er hätte einen Propheten befragen könnne, aber Gott scheint in dieser Frage keine Rolle zu spielen. Ob sein Vater da ein schlechtes Vorbild war? Vielleicht hat diese Beliebigkeit der Religionen, die Salomo ihm in seinen letzten Jahren vorgelebt hat, ihn glauben lassen, dass es nicht so wichtig ist, Gott zu fragen. Aber das können wir nur vermuten.
Nun nimmt das Unheil seinen Lauf.
Ihr braucht Druck
(1. Könige 12, 12-15; NL)
Was hat Rehabeam wohl gedacht? Das Volk hat keine Wahl, ich bin im Recht, ich kann machen, was ich will. Ich bin der König!
Der Chef bestimmt. Man muss jetzt einmal auf den Tisch hauen und sagen, wie es gemacht wird. Wir müssen alle Opfer bringen. Die Zeiten sind hart.
In der Wirtschaft ist das, je nach Branche, heute häufig nicht mehr so. Leute, die wirklich gesucht werden, stellen Forderungen, wenn man die nicht erfüllt, dann sind die weg. Und man braucht diese Leute, denn ich manchen Branchen gibt es wirklich einen Fachkräftemangel.
Und auch im kirchlichen Bereich funktioniert der autoritäre Weg nicht mehr. Wir hatten früher im christlichen Bereich auch manchmal so ein autoritäres Weltbild, so in dem Sinne, dass einer sagen muss, wo es lang geht. Ich glaube, das funktioniert nicht, zumindest nicht mehr heute. Es geht nur gemeinsam und partnerschaftlich.
Man darf bei all dem auch nicht vergessen, dass das Königtum an sich, wie es hier beschrieben war, also einer bestimmt, eigentlich nicht Gottes Wille war. Das Volk hat gegen den Willen Gottes einen König verlangt, weil die anderen Völker auch Könige hatten.
Ein König ist eigentlich ein Diktator, der niemandem Rechenschaft ablegen muss. Solche Macht muss doch auf Dauer korrumpieren. In 1. Samuel 8 ist beschrieben, wie das Volk einen König will und wie übel das ist. Und in 1. Samuel 8, 7; NL sagt Gott zum Richter Samuel, der das Königtum einführen sollte:
Gott als König ist viel schwieriger für den einzelnen. Man muss selber in der Bibel lesen, um sie ins eigene Leben umzusetzen, selber beten, selber um Entscheidungen ringen und das auch gemeinsam mit anderen in der Gemeinde tun.
Da ist es natürlich viel leichter, wenn einer sagt, wo es lang geht, aber das ist von Gott ursprünglich nicht so gewollt.
Der Norden ist weg
Kommen wir zurück zu Rehabeam.
Was passiert nun? Wie reagiert Israel darauf
Der Norden ist weg.
Man könnte die Antwort der Israeliten mit dem Ausdruck „Leck mich“ zusammenfassen, aber das ist für einen Gottesdienst nicht statthaft ;-)
So richtig glaubte Rehabeam das anscheinend nicht, denn er versuchte noch etwas (1. Könige 12, 18; NL):
Tja, was soll man davon halten? Israel hat ja auch nicht Gott gefragt. Die haben sich eher davon leiten lassen, was für sie herauszuholen war.
Schauen wir uns noch den Schluss an:
21 Als Rehabeam in Jerusalem eintraf, versammelte er die Heere von Juda und Benjamin, 180.000 ausgewählte Männer. Sie sollten gegen Israel kämpfen und ihm die Königsherrschaft zurückgewinnen. 22 Doch Gott sprach zu Schemaja, dem Mann Gottes: 23 »Sage Rehabeam, dem Sohn Salomos und König von Juda, und dem ganzen Volk von Juda und Benjamin und dem übrigen Volk: 24 `So spricht der Herr: Zieht nicht hinauf und kämpft nicht gegen eure Verwandten, die Israeliten. Geht wieder nach Hause, denn was geschehen ist, war mein Wille!´« Und sie gehorchten der Botschaft des Herrn und gingen nach Hause, wie er es ihnen befohlen hatte.
Letztendlich hat Gott seinen Willen umgesetzt, ohne dass die Beteiligten danach gefragt hatten.
Das kommt auch oft genug vor, allerdings sollten wir uns nicht anmaßen, Ereignisse freimütig so zu deuten. Hin- und wieder lüftet Gott einmal den Vorhang, so dass wir ab und zu einmal erkennen dürfen, warum etwas passiert ist. Aber meistens wissen wir es nicht.
Zusammenfassung
Ich komme zum Schluss und möchte noch einmal aufführen, was mir aus dem Text wichtig geworden ist.
- Es gibt nur wenig Selbstverständlichkeiten. Nur weil sein Vater und Großvater König von ganz Israel war, heißt das nicht, dass Rehabeam das auch wird. Und es gibt auch bei uns heute nur wenig Selbstverständlichkeiten. Die Welt ändert sich und wir müssen das auch tun, ohne dabei von der Botschaft der Bibel abzuweichen.
- Man braucht Verständnis für die anderen. Dieses „Wir machen noch mehr Druck“ ist eine Art zu denken, die sich weigert, die Perspektive des anderen anzunehmen und damit verliert man den Zugang zum anderen. Das muss nicht unbedingt immer Druck sein, auch ein „Ich weiß es sowieso besser“ kann ähnliche Folgen haben. Man wird dann nicht mehr gehört, der andere bleibt weg.
- Jesus Christus hat den Menschen gedient, hat sich für den einzelnen Zeit genommen und obwohl er vereinzelt auch einmal eine harte Botschaft hatte, ist er immer mit Liebe den Leuten begegnet. Und er war der einzige, der es verdient hat, König zu sein.
- Auch autoritäres Denken in dem Sinne, dass man glaubt, man hätte das naturgebene Recht zu bestimmen, funktioniert nicht. Die anderen wenden sich ab, besonders in der Gemeinde. Es kann nur gemeinsam funktionieren.
- Und wir wollen Jesus Christus als König haben. Wir brauchen keinen menschlichen König, der uns alles sagt und alles bestimmt. Wir möchten gemeinsam darum ringen, wo Gott mit uns hin will.