14.2.88 Hohelied 3,1-4; Teestube Hohelied 3,1-4; (Elberfelder Übersetzung) "Auf meinem Lager zur Nachtzeit suchte ich ihn, den meine Seele liebt, ich suchte ihn und fand ihn nicht. Aufstehn will ich denn, will die Stadt durchstreifen, die Straßen und die Plätze, will ihn suchen, den meine Seele liebt. Ich suchte, aber ich fand ihn nicht. Es fanden mich die Wächter, die die Stadt durchstreifen: 'Habt ihr ihn gesehen, den meine Seele liebt ?' Kaum war ich an ihnen vorüber, da fand ich ihn, den meine Seele liebt. Ich ergriff ihn und ließ ihn nicht mehr los, bis ich ihn in das Haus meiner Mutter gebracht hatte und in das Gemach derer, die mit mir schwanger war." "den meine Seele liebt" : - Sprache von Verliebten. So redet nur jemand, der nicht mehr allein sein kann, der mit einer anderen Person zusammen sein will, weil er ohne diese andere Person nicht mehr auskommen will und kann, weil ihm dann etwas fehlen würde. - Diesem Menschen hier im Text 'fehlt etwas oder jemand' und diesen Jemand will er finden. "Auf meinem Lager zur Nachtzeit suchte ich ihn, den meine Seele liebt, ich suchte ihn und fand ihn nicht." - Jeder sucht erst einmal bei sich selber. Vielleicht finde ich ja bei mir selbst, was mir fehlt. - Ich, meiner, mir, mich - Jeder sieht sich selbst nur im Mittelpunkt - Man liegt fest "auf seinem Lager", auf seinem Standpunkt. Da, wo ich bin, da finde ich, was mir fehlt. - Man will es für sich alleine schaffen Damit vereinsamt man und zwar ist das eine Einsamkeit in der Masse; man kann alleine und doch nicht einsam sein, aber das meine ich hier nicht. Einsamkeit, 'ich schaffe es alleine, eigentlich brauche ich sonst keinen !' Man wird selbständig, selbstherrlich, selbstgerecht, selbstsüchtig, aber man ist auch allein und einsam. - Selbständig, selbstherrlich, selbstgerecht, selbstsüchtig, => manchmal SELBSTMORD (begründet in der Einsamkeit) - Sein Schicksal in der Hand haben, stimmt nur in sofern, daß man sich einen Strick kaufen kann und sich aufhängen kann. Wer sich umbringen will, der schafft es auch. (Selbstmord bedeutet immer Selbstliebe !!?) - Jeder stirbt für sich alleine; die Einsamkeit ist eigentlich schon das Sterben. Keiner kann Einsamkeit lange ertragen. - Der Mensch geht an sich selber kaputt, weil er irgendwann merkt, er findet das, was ihm fehlt nicht bei sich selber, er kann es selbst nicht produzieren. - Der Mensch glaubt aber trotzdem aus sich selber leben zu können, was er nicht kann ( Geschöpf ohne Schöpfer => erschöpft). "Auf meinem Lager zur Nachtzeit suchte ich ihn" Dies ist also die falsche Adresse. Aber: Jeder sucht Glück Der Mensch ist auf Glück angelegt, er kann es aber eben nicht in sich selber finden. "Aufstehn will ich denn, will die Stadt durchstreifen, die Straßen und die Plätze (Gassen) , will ihn suchen, den meine Seele liebt. Ich suchte, aber ich fand ihn nicht." - "Aufstehen will ich", ein Satz symbolisch für die ganze Menschheit. Man nimmt sein Schicksal in die Hand. Man sucht sein Glück. Man hat bei sich selber nicht gefunden, was man sucht. Als Ausweg sucht man Gemeinschaft mit Menschen, man flüchtet sich in die Musik, in den Alkohol, zum Fernsehen, zu Zeitungen, usw Man geht umher auf den "Gassen und Straßen", auf den "Straßen und Plätzen", einen draufmachen, in Discotheken (Nobel- wie Gammelschuppen), Kneipen, Bordelle, u.v.m. Die Türen dort sind weit offen. 'Alles für dich! Komm herein, amüsier dich!' Die Frauen spielen ihre Reize aus, mit allen Tricks und in allen Farbschattierungen (Bibel: "wandelnde Gräber"), die Männer, genauso vielfältig, vom Punk bis zum Popper, vom Ted bis zum Waver, vom Reichen bis zum Armen, zum Penner. Jede Gesellschaftsschicht hat ihre "Straßen und Plätze" Bezahlen muß man hinterher, mit Geld, manchmal mit Reinheit, manchmal mit seiner Gesundheit. Aber man findet da letzendlich auch nicht, was man sucht. Es ist doch vielmehr so, daß man von Wochenende zu Wochenende lebt, um so den Alltag zu verdrängen, um so den Frust von der Arbeit zu verdrängen ? Oder wenn man keine geregelte Arbeit hat, dann hängt man doch täglich irgendwo herum (z.B. im Stadtpark) mit anderen, die auch nicht mehr weiter wissen. Das ist beides eigentlich dasselbe, mit geregelter Arbeit sieht es nur eleganter aus, in der Öffentlichkeit. - ".. suchen, den meine Seele liebt " : Der Mensch ist aufs Suchen angelegt, er weiß nicht wie und wo er suchen soll. In seiner Hilflosigkeit nimmt der Mensch mit, was er kriegen kann. Das kann äußerlich durch Verfall zu sehen sein oder hinter einer reichen vornehmen Maske verborgen sein. (vornehm geht die Welt zugrunde!) Ohne den, der sagt, er ist der Weg, ist alles sinnlos, orientierungslos, richtungslos. - Jesus geht durch die Gassen und Straßen und sucht die Menschen auf. Aber die Menschen wollen ihn nicht. - "Ich suchte, aber ich fand ihn nicht". In den Gassen und Straßen scheint auch nicht die Lösung zu liegen. "Es fanden mich die Wächter, die die Stadt durchstreifen: 'Habt ihr ihn gesehen, den meine Seele liebt ?'" - Kennt ihr nicht einen, auf den es sich lohnt mein Leben zu setzen, der mich nicht ausnutzen will, der wirklich mich meint ? - Liebe ohne Gott meint letztlich gar nicht den anderen. - Jesus als Offenbarung der Liebe Gottes tut nichts für sich, er meint immer den anderen. Und genau danach fragt der suchende Mensch ! 'Wer meint den wirklich mich, wer speist mich denn nicht mit leeren Versprechungen ab ?' - "Es fanden mich die Wächter": Die Obrigkeit, Philosophen, Wissenschaftler, Politiker, Theologen. Sie haben keine Antwort. sie haben auch nur Worte. Sie leben oft nicht das, was sie sagen. Bei mir ist es leider auch oft so. (Lehre ohne Leben ist Leere) Keiner hat eine Antwort. Alles erscheint sinnlos, leer, es hat keinen Sinn mehr zu fragen. Viele sind auch enttäuscht von ihrem Pastor, enttäuscht von ihrem Jugendleiter, enttäuscht von ihren Eltern, von ihren Lehrern. Deswegen wollen viele mit Jesus nichts mehr zu tun haben, wegen scheinbarer Heuchelei, wegen scheinbar halbem Leben, oder scheinbar gar nichts dahinter. Man hat ja gefragt, aber es kamen nur Theorien keine praktischen Antworten, unglaubwürdig. Und nun ? "Kaum war ich an ihnen vorüber, da fand ich ihn, den meine Seele liebt. Ich ergriff ihn und ließ ihn nicht mehr los, bis ich ihn in das Haus meiner Mutter gebracht hatte und in das Gemach derer, die mit mir schwanger war." - "Kaum war ich an ihnen vorüber" Vorüber an dem, was von unten kommt von den Menschen, weil dies uns den Blick auf Jesus verstellt. Wenn man immer nur sich über die Christen aufregt, über den Papst, über die Kirche, dann wird man nie den finden, "den meine Seele liebt". Hängt euch doch bitte nicht so an Menschen auf, sondern schaut doch an ihnen vorbei auf Jesus. - "Kaum war ich an ihnen vorüber, da fand ich ihn", da wurde ich gefunden, "den meine Seele liebt", auf den sie angelegt ist, für den sie geschaffen ist, wo sie Ruhe, (Ruhe in Gott) findet. "Kommt her zu mir, alle, ..." Die menschliche Seele ist immer am Hasten, immer aktiv,immer am suchen, immer unruhig,immer friedlos, will immer haben und hat am Ende nichts. - Jesus ist das, was der Mensch sucht: Wahrheit, Liebe, Leben, Sinn, Erfüllung, Ruhe, Antwort auf die Frage, 'Wozu bin ich denn da ?' 'Wozu habe ich denn alles ?' Jesus ist der einzige, auf den es sich lohnt, alles zu setzen. - "ich ergriff ihn" Ergreif ihn, halte ihn fest, alles andere ist nicht so wichtig. Zwinge Jesus stehenzubleiben. Er will das, er läßt sich darauf ein. Jesus Christus ist persönlich und er wünscht personale Beziehung, Gesprächsbegegnung, Gedankenaustausch über Gottes Wort. Wer es tut, wird es erleben. Gott sucht dich, er will dich finden. "Ich ergriff ihn und ließ ihn nicht mehr los, bis ich ihn in das Haus meiner Mutter gebracht hatte und in das Gemach derer, die mit mir schwanger war." - Kehre zurück in dein Haus und nimm Jesus mit. Miß von ihm aus alles. Nicht von den Christen oder von der Kirche her, sondern von Christus her. Nimm ihn mit hinein in den Alltag, in die Arbeit, in dein Denken, in deine Fragen, laß ihn die Antwort sein. AMEN